Die Theaterdoppelanlage der Städtischen Bühnen ist für Frankfurt ein identitätsstiftendes Bauwerk, ein prägender Ort des kulturellen Lebens der Stadt, ein Ort bürgerlicher Öffentlichkeit, in dem die Stadtgesellschaft über ihre Gegenwart und Zukunft nachgedacht und gestritten hat. Das Haus mit seinem großen urbanen Glasfoyer, das sich der Stadt zuwendet und so eine Bühne des öffentlichen Lebens inszeniert, ist ein Symbol für das neue, auf demokratische Teilhabe ausgerichtete gesellschaftliche Selbstverständnis Westdeutschlands nach 1945 und ein wesentlicher Teil der Frankfurter Stadtbaugeschichte. Dennoch hat die Stadt Frankfurt Anfang 2020 überraschenderweise entschieden, den gesamten gewachsenen Gebäudekomplex vollständig abzureißen.
Zum einzigartigen baukünstlerischen Wert des denkmalgeschützten Foyers mit seiner raumgreifenden Wolkenskulptur erscheint nun das Buch „Zoltán Keménys Frankfurter Wolkenfoyer. Entstehung und Zukunft einer gefährdeten Raumkunst“. Die Publikation stellt den Künstler, das Kunstwerk, das Gebäude sowie Genese und Rezeption des Werkes anhand von Texten und Bildern vor. Flankierend dazu wird die Abrissentscheidung und die immer wieder öffentlich bekundete „Unsanierbarkeit“ hinterfragt. Im Vorfeld zur Abrissentscheidung hatte schneider+schumacher in einem Validierungsgutachten festgestellt, dass eine Sanierung mit deutlichen Verbesserungen bestehender funktionaler Mängel einhergehen kann und wesentliche Punkte zu möglichen Neubauvarianten wie etwa Verfügbarkeit und Kosten eines zusätzlichen Grundstückes oder der Wert der grauen Energie des Bestandes noch nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt sind. Dieses Gutachten wurde erst Monate nach der politischen Entscheidung im Sommer 2020 veröffentlicht.
Astrid Wuttke, Partnerin bei schneider+schumacher, hat im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Mitarbeit am Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel einen lesenswerten Beitrag zum Weiterbauen der Städtischen Bühnen verfasst. Darin präsentiert sie unter anderem studentische Arbeiten, die ausgehend vom Erhalt des Wolkenfoyers auf unterschiedliche Weise Erneuerung, Sanierung, Teilabriss und Neubau kombinieren und die Bandbreite möglicher Lösungen jenseits eines Komplettabbruchs aufzeigen.