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Es ist gut gemeint, wenn man neue Einfachheit predigt, die gedankenlose und energiefressende Technifizierung der Welt geißelt. Aber ist Technologie deshalb böse?


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Ausgabe 4 von Urban Matters

„urban matters“ heißt das Magazin, mit dem der Immobilienentwickler ehret + klein auf gutem, dickem Papier (sowie online) Kommunikation sucht. Verantwortlich für den Inhalt ist als Creative Director Alexander Gutzmer, „Wissenschaftler und Autor“ nach eigenen Angaben.

Gebäudetyp L, T, E

Er unterhält sich mit Andrea Gebhard, der Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, über die „Lowtech-Revolution“ und den Gebäudetyp E. Dabei wird beklagt, dass sich unser Leben durch immer mehr Technologie verkompliziert habe.
Auch andere Beiträge des Heftes bedauern „zu viel Technologie“, gar dass „ein Gebäude durch Technologie verunstaltet“ werden kann. Da fragt man sich, auf welcher Pflegestufe die Autoren bereits angekommen sind. Ist Technologie eine Art Virus, eine neue Geißel der Menschheit? Tatsächlich bezeichnet sie nur die Auseinandersetzung mit der Technik in Wissenschaft und Forschung. Das heißt, sie kann im günstigen Fall gerade dazu dienen, als Methode den unnötigen Einsatz von Technik zu reduzieren oder sogar zu verhindern.

Lowtech?

Die begleitende Werbung für Lowtech lässt vermuten, dass das Gegenteil – Hightech – die Ursache allen Übels ist. Aber auch das ist eine falsche Schlussfolgerung. Unter Hightech verstand man in den 1980er Jahren eine Design-Vorliebe, die bewusst auf dekorative Zutaten verzichtete, stattdessen die authentische Anmutung von Industrieprodukten, oft zweckentfremdet und provozierend montiert, herausstellte. Also Aufputzleitungen in Panzerrohr, Werkstattregale für Bücher, im Badezimmer Riffelblech als Bodenbelag und überm Esstisch Autoleuchten. Das war im Grunde genommen Lowtech. Die Bibel, die in vielen Architekturbüros parat lag und als Wegweiser zu Baumärkten, Yachtausstattern, Schraubenhandlungen und Sanitätshäusern diente, hieß High-Tech: The Industrial Style And Source Book for the Home, erschienen 1979.
Vielleicht wäre es an der Zeit, einen Katalog für Lowtech herauszubringen. Schon um sich endlich mit Technologie anzufreunden.