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Go West


„All I wanted was to get some nice pictures of trains at night“ – dem ausgebildeten Bauingenieur und Foto-Autodidakt Olge Winston Link (1914-2001) gelangen fantastische Nachtaufnahmen einer versunkenen Welt, die jetzt in München zu sehen sind. Mit den Zügen ging es durch Amerika, durch das Land, das Freiheit versprach.


Olge Winston Link und George Thom mit ihrer Nacht-Blitzlicht-Ausrüstung, New York 1956 (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Olge Winston Link und George Thom mit ihrer Blitzlicht-Ausrüstung für Nachtaufnahmen, New York 1956 (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

„O. Winston Link Retrospective“ lautet der Titel einer exzellenten Fotoausstellung. Isabel Siben, die Direktorin des Kunstfoyers der Versicherungskammer hat nach der Aufsehen erregenden Präsentation von Sebastiao Salgado im Jahr 2016, dessen Werk dieses Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewürdigt wurde, erneut ein Highlight aus der Welt der Fotografie anzubieten. In einer Retrospektive werden eindrucksvolle Nachtaufnahmen von Amerikas letzten Dampfzügen der Norfolk & Western Railway sowie frühe Farbaufnahmen des Fotografen O. Winston Link gezeigt.

Ghost Town, Stanley, Virginia, 1957 (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Ghost Town, Stanley, Virginia, 1957 (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Die sorgfältige Inszenierung der Fotos startet unter anderem mit der wandfüllenden Vergrößerung der Aufnahme einer imposanten Lok (S1 Switching Lokomotive No 261) mit zugehörigem Personal. Als ausgebildeter Bauingenieur gerät O. W. Link während wirtschaftlich unruhiger Zeiten 1937 eher zufällig in die Welt der Werbefotografie. Dabei hatte er sich das Handwerk eines Fotografen überwiegend selbst angeeignet. Da Werbeaufnahmen eine Geschichte zu erzählen haben und zugleich ins Auge fallen müssen, kommt es auch auf eine fantasievolle und geschickte Inszenierung an. Link gelang es, in diesem Metier nicht nur erfolgreich Fuß zu fassen, sondern außergewöhnliche Aufnahmen mit hohem künstlerischem Anspruch zu schaffen.

Train No. 17, The Birmingham Special, Moving West, Gets a hoghballat rural retraet, Virgina (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Train No. 17, The Birmingham Special, Moving West, Gets a hoghballat rural retraet, Virgina (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Die Dokumentation aus den 195er Jahren der Norfolk & Western Railway in Virginia steht im Zentrum der Ausstellung. O. W. Link bezieht das noch überwiegend ländlich geprägte Umfeld – nun von der Eisenbahn durchquert — geschickt mit ein und hält so historische Momente für die Nachwelt bildlich fest. Neben den Dampfloks galt Links Interesse den Bahnarbeitern, den Leuten vor Ort, der Architektur und der Landschaft gleichermaßen. Ergänzende Originalton- und Filmaufnahmen erfüllen die Ausstellung zusätzlich mit Leben. Die für die jeweiligen Motive erforderlichen technischen und organisatorischen Vorbereitungen sind unglaublich.

Main line on main street, North Folk, West Virginia (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Main line on main street, North Folk, West Virginia (Bild: O. Winston Link / O. Winston Link Museum, Roanoke, Virginia)

Der Besucher wird über alle Einzelheiten informiert und gerät ins Staunen. Nur mit Hilfe einer ausgeklügelten Beleuchtungstechnik ließen sich die jeweilige Szenerien, stets mit Personen besetzt, den obligatorischen Lokomotiven in voller Fahrt im Fokus, fotografisch festhalten. O. W. Link merkt dazu lakonisch an : „I can´t move the sun – and it´s always in the wrong place – and I can´t even move the tracks, so I had to create my own environment through lighting.“ An anderer Stelle meint er folgerichtig: „The locomotives are black. The coal is black. The tracks are black. The night is black. So what am I going to do with color?“

 

Dokumentation – für Fotofreunde (Bild: Karl J. Habermann)

Dokumentation – für Fotofreunde (Bild: Karl J. Habermann)

Das zur Ausstellung begleitend konzipierte Portfolio, eine Leinenkassette mit Katalog und 120 großformatigen Fotografien der Ausstellung, eignet sich hervorragend als Geschenk für Eisenbahnfreaks und Fotonarren.


Ausstellung: Bis 26. Januar 2020
Kunstfoyer, Maximilianstraße 53, München

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