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Andreas Salgo: Neue Blöcke für die Innenstadt. Die IBA '87 in Berlin und der Wiederaufbau der südlichen Friedrichstadt. 480 Seiten mit 44 Farb- und 83 Schwarzweißabb., 17 x 24 cm, Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-7861-2864-9 Gebr. Mann Verlag, Berlin 2021, 79 Euro

Andreas Salgo: Neue Blöcke für die Innenstadt. Die IBA ’87 in Berlin und der Wiederaufbau der südlichen Friedrichstadt. 480 Seiten mit 44 Farb- und 83 Schwarzweißabb., 17 x 24 cm, Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-7861-2864-9
Gebr. Mann Verlag, Berlin 2021, 79 Euro

„Die Anlagen der IBA sind die bisher letzten qualitativ anspruchsvollen Stadtentwicklungsprojekte des sozialen Wohnungsbaus in der Innenstadt von Berlin“ – meint der Autor Andreas Salgo im Schlusswort seines 478 Seiten umfassenden Werkes über die Hinterlassenschaften der Internationalen Bauausstellung 1987. Man hat nun ernsthaft zu hinterfragen, ob er mit dieser These richtig liegt.


Im ehemaligen Zentrum der historischen Innenstadt Berlins war die südliche Friedrichstadt bis in die 1970er Jahre weitgehend Stadtbrache. Mit Hilfe der IBA ’87 sollte das Wohnen in die Stadt zurückkehren. Verkürzt  könnte man vorwegnehmen, dass sich hierbei die Typologie des Baublocks weitgehend durchgesetzt hat.

Geschichte und Typus

Andreas Salgo beginnt mit einem historischen Exkurs in die Stadtentwicklungsgeschichte, um in einem weiteren Schritt die Entwicklung des Typus Baublock näher zu beleuchten. Im Kapitel „Architekturtheoretische Konzepte“ tauchen bekannte Namen wie Colin Rowe, Kevin Lynch und Jane Jacobs und andere auf. Spannend wird es bei der Aufarbeitung der Entwicklung des Lehrkörpers an der TU Berlin in den 1960er und 1970er Jahren, bei der Darstellung der Phase, in der heftige Kritik an Großsiedlungsstrukturen wie dem Märkischen Viertel aufkommt.

Planwerk Innenstadt, Abbildung leider nicht aus dem Buch.

Planwerk Innenstadt, Abbildung leider nicht aus dem Buch.

Strategien

Ein grundsätzliches Umdenken war unausweichlich. Reformansätze der Stadterneuerung führen am Ende zum „Berlin-Atlas zu Stadtbild und Stadtraum“ von Josef Paul Kleihues. Die neue Blockidee nimmt Formen an. Es ist erstaunlich, mit welcher Akribie der Autor die schwierige Phase der Konstituierung der IBA ’87 nachzeichnet. Da gibt es auch in den Fußnoten noch Erhellendes: „Zu diesem Zeitpunkt war das noch nicht offiziell, aber Ungers und seine >Architektenkollegen und Freunde< sowie die Repräsentanten der Stadt sprachen bereits über den >Auftragskuchen< und überlegten, wer welches Stück bekommen würde“ (Ungers-Student Peter Riemann). Der Ideenwettbewerb „Wohnen in der Friedrichstadt“ von 1980 belegt dies beispielhaft.

Revisionen

Die kurze Phase einer möglichen Revision der „kritischen Rekonstruktion“ von Josef Paul Kleihues war auch dem Rezensenten entgangen. Maria Weig und Per Krusche hatten es gewagt, 1980-81 unter dem Titel „Die Stadt als Biotop“ das Blockschema entlang der Spur einer ehemals geplanten Autobahn mit einem Grünzug zu durchbrechen. Nach der Analyse von Andreas Salgo ist das bauliche Ergebnis aller Bemühungen ein „heterogener Baublock“. Er hätte gerne – obwohl bereits das Gros der Bauten und Baugruppen bereits unter Denkmalschutz gestellt ist – die gesamte südliche Friedrichstadt als Denkmalbereich ausgewiesen gesehen. Da blitzt auch der Begriff „Erbe“ auf: Das scheint doch des Guten etwas zu viel!
Es war goldrichtig, dass der Gebr. Mann Verlag aus Berlin diese veritable Dissertation in seine Reihe „Die Bauwerke und Kunstdenkmäler Berlin“ aufgenommen und sorgfältig editiert hat.

http://f-iba.de/
http://f-iba.de/wohnpark-am-berlin-museum-block-33/