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Wolfgang Bachmann: Berührungspunkte. 288 Seiten, Verlag Brot & Kunst, 2. Auflage 2021

Wolfgang Bachmann: Berührungspunkte. 288 Seiten, Verlag Brot & Kunst, 2. Auflage 2021

Brot und Kunst heißt der kleine Verlag, in dem dieses schöne Büchlein erschienen ist, und um Brot und Kunst geht es hier gewissermaßen auch. Brot könnte für das Baugeschehen im Allgemeinen stehen und Kunst für Architektur. Um deren Berührungspunkte dreht sich die Handlung, angereichert um Zwischenmenschliches und höchst informative Ausflüge in die Halbwelt zwischen Karlsruhe und der Pfalz.


Es geht also nicht um Produktinformationen namhafter Hersteller, wie das geneigte Fachpublikum angesichts des Titels zunächst vermuten könnte, und auch nicht um die neue Frankfurter Altstadt, wie es das Titelbild nahelegt. Nein, es ist eine andere Provinz, in der dieses Acht-Personen-Stück spielt und über die man selbst als Ortskundiger noch Abgründiges lernen kann.
In diesem Kriminalroman gibt es zwar keinen Mord, stattdessen läuft jedoch die Architektur beständig Gefahr, gemeuchelt zu werden. Denn Architektur lieben oder, wie es der Autor sagt, „hassen“, das sind die zwei Welten, die hier aufeinanderprallen. Die Welt des Bauens, um gute Geschäfte zu machen, und die Welt des aufstrebenden Lokalarchitekten, der den gemeinsam gewonnenen Wettbewerb mit seinem Bauträger umsetzen will. Da nützt es ihm wenig, dass er in namhaften Büros gearbeitet hat, zumal wenn die Firma auch noch mit einem pseudowissenschaftlichen Handbuch kommt, was Bauherrn wirklich mögen. Der Architekt aus seiner Welt der Demiurgen, der selbst bei seinem Auto nichts dem Zufall überlässt, und die übrige, tja, die wirkliche Welt, die auch bei totaler Abwesenheit von Architektur meint, doch etwas davon zu verstehen und zu wissen, dass Kosten und Termine die wesentlichen Punkte sind.

Illustration aus dem besprochenen Band (© Verlag Brot & Kunst)

Illustration aus dem besprochenen Band (© Verlag Brot & Kunst)

Wolfgang Bachmann als großer Architekturvermittler mutet beiden Seiten, Architektenschaft wie Laien, wenn sie diesen Roman lesen, etwas zu, wie immer höchst unterhaltsam und glänzend formuliert. Wer sich dabei aufregt, weil mit einem anderen Leben konfrontiert, wird vom zunehmenden Tempo und schönen Zeichnungen bei der Stange gehalten. Dem fulminanten Schluss folgt schließlich noch ein fachlicher „Abspann“ des Autors zu Liebe, Hass und Hoffnung. Und eine Fortsetzung soll, wie man hört, schon in Arbeit sein. Es wäre jedenfalls eine Freude, die hier handelnden Personen bei ihrem Weg durch die Widrigkeiten ihres weiteren Lebens noch einmal begleiten zu dürfen. Bis dahin bleibt ein mit viel Herzblut gemachtes Taschenbuch, ganz in Schwarz und Weiß gehalten, in dem man gerne zurückblättert, um sich noch einmal manche Formulierung auf der Zunge zergehen zu lassen.