Fjordhaus? Die Schlei (geologisch nicht ganz richtig) als Fjord zu bezeichnen, klingt etwas nach Marketing-Sprech. Dass diese beiden hier vorgestellten Ferienwohnungen in einem „Architektenhaus“ eingerichtet sind, weckt indes die richtigen Erwartungen.
Architekt: Jochen Ziegler
Zuerst dachten wir, es wäre gut gewesen, ein Fläschchen Tipp-Ex im Gepäck zu haben, aber dann genügte ein Radiergummi, um unsere Spuren zu beseitigen. Womit gesagt sein soll, die Architekten haben für ihre Mieter keine robuste Bleibe mit ausrangierten Jugendzimmermöbeln gebastelt, sondern die beiden Wohnungen so gebaut, wie es ihrer beruflichen Räson entspricht und wie sie selbst gerne wohnen möchten. Das sieht man an eingeputzten Türzargen, dem Verzicht auf Sockelleisten und Fensterbänke sowie einem reduzierten Farbkonzept. Was Wunder, dass es nur weiße Oberflächen gibt und die weiß lasierte Holztreppe mit Brettwange sich in der Bauweise der praktischen, selbstgebauten Kastenmöbel fortsetzt. Polster und Vorhänge geben Ruhe mit einem erdfarbenen Uni. Die Böden schließt ein beheizter, grober Zementestrich ab. Im Erdgeschoss zeigen sich die stämmigen Profile einer Holzbalkendecke, zu der der niedrigere Flur mit einem umlaufenden Gesims vermittelt. Im Geschoss darüber enden die Räume unterm Pultdach. LED-Leuchten sind unauffällig in die Decke integriert oder pendeln als weiße Zylinder, wo man sie braucht, ebenso raffiniert ist die Be- und Entlüftung versteckt.
Beide Gehäuse sind sehr sinnfällig eingerichtet, alle Wohnfunktionen leuchten ein, sind hinreichend neutral definiert, damit sich unterschiedliche Gäste zuhause fühlen können. Auf jeder Etage gibt es ein großes Duschbad, so dass man auch mit Freunden oder Kindern ohne Anstrengung Urlaub machen kann. Selbst Arbeitsplätze sind eingerichtet (man weiß hier ja nie, wie lange der Nieselregen dauert), auch bei kosmetischen Handlungen ist man froh darum. Das Reisegepäck und die Vorräte lassen sich unter der Treppe verstauen. Großes Lob verdient die Küchenausstattung. Wenn man die weißen (IKEA-)Schränke öffnet, weiß man gar nicht, wozu man die Spülmaschine braucht, da man jeden Tag neues Geschirr benutzen könnte – falls man nicht mit Großfamilie oder dem ganzen Stammtisch angereist ist.
Von außen unterscheidet sich der mit horizontalen Lärchenleisten verkleidete Kubus angenehm von dem Wochenendgehäusel der Umgebung. Die beiden versetzt erschlossenen Wohnungen (80 und 100qm) lassen sich an dem stumpfen Winkel der Straßenfassade ablesen. Die Hauseingänge werden durch tiefe Blechumwehrungen betont, ein Motiv, das sich im Obergeschoss wiederholt und die großen Fensterflächen wie ein Ausrufezeichen unterbricht. Wegen des Hochwassers musste ein zwei Meter hoher Damm aufgeschüttet werden. So ergab sich jeweils eine Terrasse mit Blick auf die Sportbootstege der Schlei. Unterhalb setzt sich die Wiese windgeschützt fort. Hier bleibt vor Keller, Werkstatt und Waschküche ein großer offener Raum, in den man notfalls mit den Gartenutensilien fliehen kann. Außerdem liegt hier ein solides Kanu, das man nur ein paar Meter weiter zum Wasser schieben kann. Wie gesagt, es ist ein Ferienhaus…
Architekt: Jochen Ziegler, Bad Dürkheim | www.jochenziegler.de
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