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Dieter Leistner (Bild: Rex feautures)

Dieter Leistner (Bild: Rex feautures)

Überraschend ist mit Dieter Leistner einer der bedeutendsten Architekturfotografen des Landes, der auch als Dozent und Mitglied von Fotografiepreisjurys wirkte, verstorben. Als Mensch verschmitzt und lebenslustig einerseits, äußerst genau – geradezu perfektionisch in der Fotografie andererseits.

Oben: Bild aus dem Foto-Essay »Waiting«, das Dieter Leistner im Juni 2018 für unser Magazin beisteuerte.

Sein erstes Buch trug den Titel »Badetempel« und zeigte genau das, was sein Leben und Werk ausmachte: Präzision und Lust. Kurz vor seinem 70. Geburtstag ist der Architekturfotograf Dieter Leistner am 24. September 2022 gestorben, und auch wenn er vieles Andere auch fotografiert hat, so wird doch seine Bildarbeit an architektonischen Juwelen – seien es Badeanstalten oder große Kuppeln – am meisten im Gedächtnis bleiben. Quasi nebenbei entstand eine Langzeitstudie zu Menschen an Wartehäuschen und Haltestellen; doch auch seine Länderberichte, etwa zu Korea, sind Teil eines nun – viel zu früh – abgeschlossenen Œuvres. Was bleiben wird, sind Generationen von Studierenden, die er unterrichtet hat, nicht nur, aber hauptsächlich in der Architekturfotografie.

© dieter leistner

Dieses Foto zierte den Titel von Dieter Leistners Buch »Badetempel«. (© Dieter Leistner)

Präzise gearbeitet hat Dieter Leistner von Anfang an; gelernt hatte er das Tischlerhandwerk und war auch für einige Jahre Geselle. Es folgten Studien im Fotoingenieurwesen und in der Visuellen Kommunikation, bevor er an der Essener Folkwangschule mit Erfolg Fotografie studierte. Von 1983 bis 1995 versah er einen Lehrauftrag im Bereich Architekturfotografie an der Fachhochschule Dortmund, von 1999 bis 2018 war er schließlich Professor für Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Daneben hat er mit vielen Architekturbüros zusammengearbeitet, besonders mit denen von Gustav Peichl, Richard Meier, Gottfried Böhm, Peter Bonfig, Heinz Bienefeld, Johannes Peter Hölzinger und Oswald Mathias Ungers.
Die Lust am Leben sah man ihm an, er vermittelte sie auch im Gespräch, das sich von der spannenden Anekdote zur Entstehung eines Bildes – immer das, vor dem man gerade miteinander stand – über die Schönheit eines Landes, aus dem er gerade gekommen war, bis zur Qualität des Weines, den er gerade gestern Abend getrunken hatte, erstreckte. Dabei war er ein äußerst präziser Beobachter, was ihn für die Arbeit in Juries und Ausschüssen prädestinierte, aber auch zu einem erfolgreichen Hochschullehrer machte. Ein wenig ruhiger geworden war es um ihn schon, seit er aus der Lehre ausschied, aber jetzt ist er wirklich allzu früh gestorben. Wer ihn kannte, wird sich immer gern an ihn erinnern.