• Über Marlowes
  • Kontakt

Ulrich Finsterwalder – Personen und Preise

1908_AT_csm_head-Gobekli-Tepe-Steg_c_DAI


Ingenieurbaupreise gibt es nicht wie Sand am Meer – während Architekten schon den Überblick über mögliche Preise verloren haben. Neben dem Deutschen Ingenieurbaupreis und dem Deutschen Brückenbaupreis gilt der Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis als besondere Auszeichnung für Ingenieurbauleistungen – just wurde er vergeben.

Gobekli-Tepe-Dach in der Türkei (Bild: forum baustahl, Presse)

(Das Beitragsbild: © Deutsches Archäologisches Institut DAI, Architekten)

Beteiligt euch!

Im Rennen um den diesjährigen Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis waren keineswegs nur Brücken vertreten, wenngleich die Shortlist – mit einem Schutzdach und vier Brücken – dies glauben macht. Insgesamt wurden leider nur 25 Bauten zum Preis eingereicht, acht davon Brücken. Die Preisverleihung im Deutschen Museum schien bei der Dauer von 14 bis 18 Uhr zwar lang zu werden, sie war aber keinen Moment langweilig – im Gegenteil, sie war klug inszeniert: Die fünf Bauten, die es bei der zweiten Jury-Sitzung bis in die Shortlist geschafft hatten, wurden von den jeweiligen Verfassern so engagiert vorgestellt und erläutert, dass man glauben mochte, die Entscheidung darüber, wer den Preis bekommt, werde erst an diesem Nachmittag gefällt. Natürlich stand das längst fest, aber für die Zuschauer stieg die Spannung von Minute zu Minute.

Cengis Dicleli sprach über den Architekten Gert Lohmer. (Bild: Achim Mundt, www.mundtunger.de

Cengiz Dicleli sprach über den Architekten Gerd Lohmer. (Bild: Achim Mundt, www.mundtunger.de

Zudem war die Veranstaltung eingerahmt von zwei sehr unterschiedlichen, gleichermaßen begeisternden Vorträgen. Cengiz Dicleli sprach über Finsterwalders Brückenarchitekten Gerd Lohmer, und Günther Schalk redete launig und kurzweilig über das nicht immer entspannte Verhältnis zwischen Bauherren und Ingenieuren, die ihr Heil allzu oft auf dem Rechtsweg suchen müssen. Beide Vorträge kann man demnächst in der Sonderausgabe zum Ingenieurbaupreis nachlesen (wird im April erscheinen).
Und noch etwas ist mir bei der Preisverleihung ausgesprochen angenehm aufgefallen: Der Verlag Ernst und Sohn, Auslober des Preises, hielt sich mit Eigenwerbung souverän zurück. Und noch angenehmer: Verbands- und Kammertöne gab’s zum Glück nur in homöopathischer Dosis.

EiSat Ingenieure, Berlin, mit kleyer.koblitz.letzel.freivogel Architekten, Berlin, wurden mit dem Preis ausgezeichnet – für die Überdachung einer Ausgrabungsstätte im türkischen Göbekli Tepe (Bild: © Doğuş Group)

EiSat Ingenieure, Berlin, mit kleyer.koblitz.letzel.freivogel Architekten, Berlin, wurden mit dem Preis ausgezeichnet – für die Überdachung einer Ausgrabungsstätte im türkischen Göbekli Tepe (Bild: © Doğuş Group)

Dass keine der vier in die Shortlist aufgenommenen Brücken den Preis bekommen würde, konnte man ahnen; schließlich gibt es – mit dem Deutschen Brückenbaupreis – bereits einen ausgesprochen renommierten Preis, bei dem es ausschließlich um Brücken geht. Und mit dem möchte man sich wohl nicht ins Gehege kommen.
Allerdings hat die Überdachung der Ausgrabungsstätten in Göbekli Tepe (Türkei) – ein sensibel in die karge, anatolische Landschaft komponiertes Dach – sehr wohl den Preis verdient. Auch wenn ein derartiges, vorgespanntes Seilnetz mit PTFE Membran nicht grundsätzlich neu ist – schon allein die sorgfältige, wohldurchdachte Ableitung der Kräfte im »Minenfeld« des geschichtsträchtigen Bodens ist der Rede wert.
(zum Video >>>)


Brücke für Straßenbahnen, Fußgänger, Radfahrer und Busersatzverkehr von Krebs+Kiefer Ingenieuren, Karlsruhe, Klähne Ingenieure, Berlin und Knight Architects mit Bartlomiej Halaczek, High Wycombe (GB) (Bild: P. Blaha)

Ulm: Brücke für Straßenbahnen, Fußgänger, Radfahrer und Busersatzverkehr von Krebs+Kiefer Ingenieuren, Karlsruhe, Klähne Ingenieure, Berlin und Knight Architects mit Bartlomiej Halaczek, High Wycombe (GB) (Bild: P. Blaha)

Dass sowohl die Kienlesbergbrücke in Ulm (zum Video >>>) als auch der Trumpf Steg in Ditzingen (zum Video >>>) mit einer Auszeichnung hervorgehoben wurden, weist ein Mal mehr den Brückenbau als Königsdisziplin der Bauingenieure aus.
In Ulm bot die stadträumliche Umgebung am Bahnhof – ein Schlachtfeld der Verkehrsplaner – einen tatsächlich sehr schwierigen, sehr heterogenen Hintergrund. Zudem steht in direkter Nachbarschaft die denkmalgeschützte Neutorbrücke. Die neue Kienlesbrücke duckt sich nicht weg, sondern fügt sich mit eigenständigem Erscheinungsbild und sinnfälliger Konstruktion bestens ein.

Die Ulmer Kienlesbrücke bei der Einweihung (Bild: Wilfried Dechau)

Die Ulmer Kienlesbrücke bei der Einweihung (Bild: Wilfried Dechau)

Ganz andere Voraussetzungen führten beim Trumpf Steg (zum Video >>>), der zwei Firmengelände über eine stark befahrene Straße miteinander verbindet, zu einem Hightec-Experiment. Diese Stahl-Glas-Brücke stellten wir bereits in unserem Magazin vor, siehe Seitenspalte rechts.
So schließe ich mich gern der Einschätzung des Juryvorsitzenden an, der die Preisverleihung moderiert hat: Alle Bauten der Shortlist hätten es verdient, den Preis zu bekommen.

Trumpf Steg in Ditzingen von schlaich bergermann partner, Stuttgart/ Berlin, und den Architekten Barkow Leibinger, Berlin (Bild: Wilfried Dechau)

Trumpf Steg in Ditzingen von schlaich bergermann partner, Stuttgart/ Berlin, und den Architekten Barkow Leibinger, Berlin (Bild: Wilfried Dechau)


Weitere Informationen >>>