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Die Mannheimer Multihalle ist die bis heute weitestgespannte Holzgitterschale der Welt. Sie wurde als freitragende, doppelt gekrümmte Gitterschalenkonstruktion von den Architekten Carlfried Mutschler, Joachim Langner und Frei Otto für die Bundesgartenschau 1975 entworfen und gebaut, statische Nachweise führte das Büro Ove Arup aus London. Zunächst nur für den Zeitraum der Bundesgartenschau geplant, bewährte sich die Innen und Außen verschmelzende Halle über Jahrzehnte, bis sie 1998 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der Gedanke, dieses „Wunder von Mannheim“ in die UNESCO-Weltkulturerbeliste einzutragen, liegt nahe – wer das Gebäude je gesehen hat, wird begeistert sein.

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Am Tropf der Privaten

Um den jetzt sanierungsbedürftigen Bau erhalten und nutzen zu können, haben Experten einen Finanzierungsbedarf von 11,6 Mio Euro errechnet. Allein, die Stadt Mannheim hat dieses Geld nicht, es müssen 8 Mio Euro offiziell bis zum Jahresende 2017 aus anderen Quellen kommen, damit die Multihalle erhalten werden kann. Sollte kein Problem sein, denn für die Elbphilharmonie hatte ein Hamburger Ehepaar beispielsweise 10 Mio Euro locker gemacht. In und um Mannheim herum leben schließlich auch wohlhabende Privatiers – Hasso Plattner von SAP zum Beispiel, der sich für ein rekonstruiertes Potsdamer Museum Barberini nicht lumpen ließ. SAP, BASF – zehn der hundert stärksten börsennotierten Unternehmen haben in der Rhein-Neckar-Metropolregion ihren Sitz. Und da soll es nicht möglich sein, die Multihalle als architektonisches Meisterwerk für die Nachwelt zu erhalten? Nun kann niemand Privatiers und Unternehmen zwingen, Geld für ganz bestimmte Projekte zu spenden, weswegen ein wesentlicher Teil der Baukultur von einer privatgeschmacklichen Willkür abhängt. Bauhistorische Gutachten, Stimmen der Denkmalpflege, Appelle fachkundiger Architekten oder Ingenieure sind trotzdem – oder gerade deswegen – wichtig, weil öffentliche Wertschätzung auch private Sponsoren beeinflusst. In dem Zusammenhang muss sich die Stadt Mannheim vorwerfen lassen, ihre Multihalle nie als Architekturikone im öffentlichen Bewusstsein verankert zu haben. Das Gleiche gilt für das Land Baden-Württemberg, das sich in Sachen Baukultur auf einen Staatspreis und diverse Netzwerke konzentriert, aber mit aktuellen Positionen und Initiativen sehr zurückhält.1704_NM_Mannheim_Multihalle1_ub

Die Fachöffentlichkeit

Immerhin wurde jetzt ein Förderverein gegründet, zudem konnte im Kontext der aktuellen Frei Otto-Ausstellung im Karlsruher ZKM mit dem IBK3 der Uni Stuttgart organisiert werden, dass sich am 24. Januar 2017 das Who-is-who der Architektur- und Ingenieurbaukunst vor Ort traf und beriet, was zu tun sei. Ende März wird in einem von Architektenkammer und der Stadt Mannheim initiierten Workshop außerdem nach Konzepten gesucht, wie es mit der Multihalle auch nutzungsmäßig weitergehen könnte – genauer Termin und Organisatorisches werden noch bekannt gegeben. Auch die Bundesstiftung Baukultur engagiert sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Zeit drängt, denn nach über vier Jahrzehnten muss die faszinierende, für wenige Monate gebaute Halle in vieler Hinsicht ertüchtigt werden.

Alle Bilder: Ursula Baus