• Über Marlowes
  • Kontakt

Fritz Dressler (1937-2020)

1983 erschien ein db-Kalender zum Thema "Farbige Giganten", der mit Fotografien von Getreidesilos im kanadischen Saskatchevan bestückt war.

1983 erschien ein db-Kalender zum Thema „Farbige Giganten“, der mit Fotografien von Getreidesilos im kanadischen Saskatchevan bestückt war.


Er hatte Architektur studiert und als Mitarbeiter von Frei Otto zur Planung des Münchner Olympiastadion-Daches ein Fotomessverfahren entwickelt. So kam es: Fritz Dressler entwickelte sich zum leidenschaftlichen Fotografen.


 

Fritz Dressel (Foto: Lars Fischer)

Fritz Dressler (Foto: Lars Fischer)

Von seinem Großvater, der in Potsdam als Hofbaumeister tätig war, übernahm er die Begeisterung für Formen, für Architektur, hat sich aber zunächst der Fotografie zugewandt. Erste Erfolge bei Amateurfotowettbewerben gaben die Richtung vor. In Saarbrücken studierte er Fotografie bei keinem geringeren als Otto Steinert, kam dann aber doch auf die Architektur zurück und studierte in Kassel. Begründet hat er es so: »Wenn man etwas fotografiert, dann bildet man etwas ab, was schon da ist. Als Architekt baust du selber etwas. Fotografieren kannst du das hinterher ja immer noch.«1)

Abbildung aus dem Fotokalender "Farbige Giganten" von Fritz Dressler, 1983

Abbildung aus dem Fotokalender „Farbige Giganten“ von Fritz Dressler, 1983

Nach dem Architekturstudium studierte er noch ein paar Semester Ethnologie an der FU Berlin. Danach ging er zu Frei Otto, der gerade – zusammen mit Günter Behnisch und vielen anderen – die Olympiabauten in München plante. Fritz Dressler entwickelte ein für die Planung der Zeltdächer nützliches Fotomessverfahren und wechselte damit erneut, diesmal aber endgültig, zur Fotografie. 1975 wurde er als Dozent für Fotografie an die Hochschule für Gestaltung in Bremen berufen. Er zog daraufhin nach Worpswede, wo er bis kurz vor seinem Tod lebte und arbeitete.

Abbildung aus dem Kalender "Farbige Giganten"

Abbildung aus dem Kalender „Farbige Giganten“ von 1983

Abseits der Architektenaufträge

1978 erschien sein erster Fotoband über Bornholm. Im Lexikon der Fotografen heißt es darüber: »Neben seinen zahlreichen Veröffentlichungen in Magazinen und Jahrbüchern widmete er sich wiederholt auch der fotografischen Ausarbeitung eines spezifischen Einzelthemas (Stadt, Landschaft, Insel usw.); beispielhaft hierfür ist sein 1978 vorgelegter Großformatband ›Bornholmer Bilder‹, der zu den Meisterleistungen auf diesem Felde gerechnet werden kann.«2)

Fritz Dressler war kein typischer Architekten-Auftragsfotograf, er befasste sich nicht ansatzweise mit der publikationstauglichen Werbeästhetik von Architekturfotografie, die den Gegenstand von seiner Umgebung isoliert.

Nach den ›Bornholmer Bilder(n)‹ erschienen weit über hundert Buchveröffentlichungen, in denen er sich fotografisch mit Architektur und Landschaft auseinandersetzte. Bücher über Irland, Russland, Lanzarote, Amerika … und natürlich immer wieder Worpswede und das Teufelsmoor. 2010 erschien sein letztes Buch: »Music Hall Worpswede«, an dem er zusammen mit dem Freund Lars Fischer gearbeitet hat. Die Arbeit daran beschreibt sein Koautor als mühevoll: »Das Vergessen, das die Demenz mit sich bringt, wurde zunehmend raumgreifender.« 3)
Die Familie Dressler ging übrigens sehr offen mit der Demenz um. Nachlesen kann man das in einem mit großer Empathie geschriebenen Artikel, den Lars Fischer im Weserkurier veröffentlicht hat. 4)  Nun ist Fritz Dressler im Alter von 83 Jahren gestorben und hinterlässt ein reiches fotografisches Erbe.


1982 erschien ein Fotokalender von Fritz Dressler, der damals über die db erworben werden konnte. In diesem Zusammenhang habe ich Fritz Dressler bei einer Besprechung in der Redaktion kennengelernt. Ich war damals noch frischgebackener db-Redakteur. Seine stark farbigen, immer auf das Wesentliche reduzierten Fotos haben mich begeistert und angespornt.

1982 erschien ein Fotokalender von Fritz Dressler, der damals über die db erworben werden konnte. In diesem Zusammenhang habe ich Fritz Dressler bei einer Besprechung in der Redaktion kennengelernt. Ich war damals noch frischgebackener db-Redakteur. Seine stark farbigen, immer auf das Wesentliche reduzierten Fotos haben mich begeistert und angespornt.

 

2) Jörg Krichbaum, Frankfurt 1982

3)  s. Anm. 4)