• Über Marlowes
  • Kontakt

Hrsg: Stefan Forster. Mit einem Essay von Michael Mönninger und Texten von Benjamin Pfeifer. Fotografien von Lisa Farkas und Jean-Luc Valentin. 342 Seiten, 256 farbige und 108 schwarzweiße Abbildungen, Grundrisse, Schnitte und Lagepläne, Format 23 x 30 cm, Park Books, 2020. ISBN 978-3-03860-180-7

Hrsg: Stefan Forster. Mit einem Essay von Michael Mönninger und Texten von Benjamin Pfeifer. Fotografien von Lisa Farkas und Jean-Luc Valentin.
342 Seiten, 256 farbige und 108 schwarzweiße Abbildungen, Grundrisse, Schnitte und Lagepläne, Format 23 x 30 cm, Park Books, 2020. 48 Euro
ISBN 978-3-03860-180-7

Wohnungsbau: eine Never Ending Story. Auf welche Weise sich Architekten auf die Modifizierung des Wohnungsbaus einlassen, hängt auch davon ab, wieweit sie Standards wertschätzen. Eine Büro-Jubiläums-Publikation lässt dazu ein paar Fragen offen.

oben: Wohnanlage in der Voltastraße. Fassadenansicht an der Ecke Galvanistraße / Voltastraße (Bild: © Jean-Luc Valentin)

Bei der Kommentierung von Architekturbüchern gerät man regelmäßig in die Zwickmühle, ob man die Leistung des Architekten, die man damit kennenlernt, oder die Qualität der Publikation unabhängig von der Güte ihres Inhalts bewerten soll. In diesem Fall passt das positive Urteil zu beidem. Das Buch gibt die Haltung eines Planungsbüros wider. Architektur ist eben ein Ordnungsberuf, und das spürt man, wenn man sich in diesen Band hineinblättert.

Oskar Residence. Blick nach Süden auf die Kreuzung Oskar-von-Miller-Strasse / Flösserbrücke (Bild: © Lisa Farkas)

Oskar Residence. Blick nach Süden auf die Kreuzung Oskar-von-Miller-Straße / Flößerbrücke (Bild: © Lisa Farkas)

Nachdem sich Stefan Forster mit seinem Büro 30 Jahre lang fast ausschließlich dem Wohnungsbau gewidmet hat, war es Zeit, das Erreichte zu dokumentieren. Statt einer Chronologie präsentiert er sein Werk in vier Kapiteln: vom städtischen Block über das Stadthaus und die Siedlung schließlich zu den großmaßstäblichen Umbauten. Jeder Abschnitt beginnt mit den Lageplänen (M 1: 2000) aller versammelten Beispiele, dann macht vor dem einzelnen Projekt eine ausklappbare Seite neugierig auf ergänzende Informationen (das können Entwurfsskizzen, historische Fotos oder Zeitungsartikel sein). Eine Textseite (dt./engl.) erläutert, worum es geht, zusätzlich ergänzen ein Schnitt und eine Grundrissübersicht das verschwenderische Fotoangebot. Als letztes gibt es eine Sammlung aller Hausgrundrisse (M 1: 200), die vergleichbar auf den Seiten stehen.

Neben einer knappen Einleitung des Architekten hat Michael Mönninger routiniert einen Essay über „Die Würde des Wohnens“ beigesteuert. Er platziert Stefan Forsters Arbeit im Kontext der Baugeschichte allerdings mit einer akademischen Distanziertheit, als hätte er die Häuser nur auf Fotos kennengelernt.

Schwedler-Carré 01. Hauseingang am Wim-Duisenberg-Platz (Bild: © Lisa Farkas)

Schwedler-Carré 01. Hauseingang am Wim-Duisenberg-Platz (Bild: © Lisa Farkas)

Denn man hätte gerne mehr erfahren, also „How did Lubitsch do it?“. Dass Forsters Häuser an die modernen Reform-Kollegen der 1920er Jahre erinnern und er keine organischen Wohnhöhlen knetet, sondern die Stadt mit vertrauten, solide lagernden Gebäuden ergänzt, ist offensichtlich. Aber wie schafft man es, einen Investor zu überzeugen, in zweischaliges Mauerwerk anstelle eines WDVSs zu investieren? Musste das an anderer Stelle kompensiert werden? Wer sind die Bauherren, und wie kam Forster an die Aufträge? Was ist ihm bei der Entwicklung der Grundrisse wichtig? Woran orientieren sich die unterschiedlichen Schmuckformen der Fassaden? Wie korrespondieren sie mit der Umgebung? Gibt es Vorzugs-Details und Materialien, wie haben sie sich im Laufe von drei Jahrzehnten verändert?
Einiges kann man sich mutmaßend beantworten, insofern ist die Festschrift zum Bürojubiläum auch eine Art Studienbuch. Aber ein erschöpfendes, durchaus kritisches Interview hätte ihm gut getan. Gerade weil die Architektur sich so selbstverständlich an die Konventionen hält.