Einer der bedeutendsten Kunst- und Architekturhistoriker ist nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Mit Robert Suckale fehlt nun ein Wissenschaftler, der den Blick der Kunstgeschichtsschreibung auf Architektur und Kunst geradezu revolutionär erweitert hat und zugleich die methodische Disziplin der Anschauungspräzision nicht aufgab.
Studiert hatte der in Königsberg geborene Robert Suckale in Berlin, Bonn, Paris und München, wo er dann am Zentralinstitut für Kunstgeschichte und ab 1971 am Institut für Kunstgeschichte der TU München bei Wolfgang Braunfels tätig war. 1980 wirkte er an der Universität Bamberg, und 1996 – schon in Berlin – nahm er das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg „Kunstgeschichte – Bauforschung – Denkmalpflege“ auf, welches 2005 beendet wurde. Suckale ging nach Arbeiten in Harvard und an der Bibliotheca Hertziana in Rom 2005 als Fellow ans Institute of Advanced Study in Princeton und erhielt 2011 die Ehrendoktorwürde des Courtauld Institute der University of London.

Dieter Kimpel und Robert Suckale: Die gotische Architektur in Frankreich. München 1985. Zur Rezension dieses Standardwerks im Journal of the Society of Architectural His-torians, Vol. 47, No. 2 (Jun., 1988), pp. 190-192 > hier
Robert Suckale gehörte zu den Kunsthistorikern, die 1970 beim legendären Kunsthistorikertag in Marburg – Martin Warnke war damals leitend verantwortlich – dabei waren und fürder die dort eingeforderte, erweiterte Wissenschaftssicht propagierten und dabei Herausragendes leisteten. Konkret ging es darum, die traditionelle Sicht auf Kunst und Architektur mit herkömmlicher Stilanalyse nicht aufzugeben, sondern sie mit einer Einbettung in technische und sozioökonomische Entwicklungen anders auszurichten.
Ein bis auf weiteres gültiges Standardwerk, das er mit Dieter Kimpel verfasst hatte, ist für uns Architekturstudenten nachgerade eine Offenbarung gewesen, weil sich darin ein tiefes Verständnis für die Genese von Architektur und Kultur nachvollziehen ließ.
Bemerkenswert ist auch, dass Robert Suckale die Konsequenzen neuer Kunstwissenschaften thematisierte – etwa, wenn er nicht von deutscher Kunst, sondern von Kunst in Deutschland sprach. Denn die Forschung hatte längst geklärt, dass gerade Entwicklungen im Architekturbereich nie an Grenzen stoppen konnten, sondern im Gegenteil: Künstler und Architekten beeinflussten einander seit jeher in einem europäischen Kulturkreis, und mit zunehmender Mobilität auch darüber hinaus. Suckale ging solchen Wechselwirkungen auch für die Moderne nach.
Nicht zuletzt war Robert Suckale wohl ein begeisternder Lehrer, Exkursionsbegleiter und auch Ausstellungsbegleiter, der sein Forscherwissen – wie beispielsweise in einer Ausstellung zur Bildhauerfamilie der Parler – hervorragend vermitteln konnte.
Zu seinem Vermächtnis gehört die Idee, die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Geisteswissenschaftlern, Architekten und auch Bauingenieuren zu fördern, also Analyse und Entwerfen zusammenzusehen. Sie hatte sich in der Inititiative zum Schinkelzentrum für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege manifestiert, das es inzwischen nicht mehr gibt.
Zur Vita auf der Website der > TU Berlin