• Über Marlowes
  • Kontakt

Bartning in Karlsruhe: Sage noch einer …


Die zweite Station der großen und architekturgeschichtlich wichtigen Otto Bartning-Ausstellung führt nach Karlsruhe in ZKM, wo bis zum 22. Oktober 2017 über Werk und Wirken des Architekten informiert wird. Wie wichtig es ist, dass sich die Wissenschaft den Themen jüngerer Baugeschichte widmet, zeigt sich hier in Karlsruhe, wo Otto Bartning (1883-1959) geboren wurde, gerade erschreckend krass. Es geht um Otto Bartnings Franz-Rohde-Haus.


Das Franz-Rohde-Haus (Bild: Meinrad von Engelberg, Bartning-Archiv der TU Darmstadt)

Das Gebäude wurde Pfarrer Franz Rohde (1863-1937) benannt, der bis 1932 an der Christuskirche wirkte. Es überstand den Zweiten Weltkrieg ohne Beschädigung.(Bild: Meinrad von Engelberg, Bartning-Archiv der TU Darmstadt)

Das als Senioren-Pflegeheim betriebene Franz-Rohde-Haus in der Karlsruher Weststadt, Dragonerstraße 6 und das umgebende, parkähnliche Grundstück gehört der Evangelischen Stadtmission und steht unter Denkmalschutz. Aber was heißt das heute schon? Den sanierungsbedürftigen, 1937 errichteten Bau wollten die Eigentümer zunächst abreissen, was nicht zuletzt dank einer Bürgerinitiative verhindert werden konnte. Inzwischen wurde ein ergänzender Neubau vorgeschlagen, dem weite Teiles des Parks und die stadträumliche Wirkung des Bartningschen Gebäudes zum Opfer fallen würden. Mit etwa 13 Metern Höhe und 24 Metern Länge entstünde ein Riegel, der den Charakter und die stadträumliche Bedeutung des Franz-Rohde-Hauses zerstören würde, siehe die Visualisierung > hier.
Derweil erstellte Meinrad von Engelberg, Leiter des Bartning-Archivs der Technischen Universität Darmstadt, ein Gutachten zur Bedeutung des Bauwerks – siehe > hier. Außerdem übergab die Rettungsinitiative dem OB eine Liste mit rund 5.300 Unterschriften zugunsten des Erhalts, auch die Umnutzbarkeit des Gebäudes wurde durch eine Studie bestätigt, die von der Arbeitsgemeinschaft Stadtbild Karlsruhe in Auftrag gegeben worden war, siehe > hier. Und zudem sprach sich der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe wohl deutlich für den vollständigen Erhalt des Ensembles aus. Faktisch geht es darum, mit einer adäquaten Nutzung den Erhalt des Franz-Rohde-Hauses und des Parks in Gänze zu erreichen.

Am 24. Juli 2017 verkaufte die Evangelische Stadtmission das Gebäude an den Freiburger Investor Ergon Invest GmbH. Karlsruhes OB Frank Mentrup versprach, alsbald das Gespräch mit dem Investor zu suchen, die Stadt verfüge über ein „dingliches Vorkaufsrecht“, was nach einer zweimonatigen Frist zum Tragen kommen kann. Der Investor beachsichtige, das Ensemble zu erhalten. Nicht zuletzt das wissenschaftliche Gutachten und auch die Aufmerksamkeit, die mit der Ausstellung auf die Bedeutung Otto Bartnings für Karlsruhe gerichtet wurde, trugen dazu bei, dass das Haus vom Abriss gerettet ist.

Da sage noch einer,

… dass Wissenschaft und stadtbürgerliches Engagement nichts bewirken. Im September will OB Frank Mentrup im Hauptausschuss den Gemeinderat über das Ergebnis seiner Gespräche mit dem Investor informieren. Es stünde für Architekten mal wieder eine zauberhafte Aufgabe an: Umnutzen mit großem Respekt vor dem Bestand, der architekturgeschichtlich relevant ist und den interessierten Karlsruhern am Herzen liegt.

Die Otto-Bartning-Ausstellung wird vom 19. November 2017 bis zum 18. März 2018 im Museum Künstlerkolonie der Mathildenhöhe Darmstadt gezeigt.
http://www.mathildenhoehe.eu/ausstellungen/otto-bartning/

http://www.mathildenhoehe.eu/ausstellungen/otto-bartning/