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Marlowes macht Winterpause! Wir wünschen erholsame, von weltweitem Engagement für Frieden gekennzeichnete Feiertage und einen Start ins Jahr 2024, das von Zuversicht für eine bessere Welt geprägt sein möge.

Gedanken der Marlowes-Herausgebenden anlässlich das nahenden Festes.



Nun, liebe Kinder, gebt fein Acht!
Ums Leben seid ihr schnell gebracht.

Quelle: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Verkehrssicherheit/verkehrssicherheit-kinder.html. (Deutsche Verkehrswacht. e.V.)

Quelle: Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Deutsche Verkehrswacht. e.V.)

Am 11. Dezember 2023 landet als eine Art Adventsbotschaft eine Pressemeldung des von Volker Wissing geleiteten Bundesministeriums für Digitales und Verkehr im Mail-Fach: „Pumuckl soll Kindern sicheres Verhalten im Straßenverkehr nahebringen. Wissing: Neue Pumuckl-Spots für mehr Verkehrssicherheit“.
Es heißt auf der in der Pressemeldung verlinkten Landingpage des Ministeriums: „Im Jahr 2022 verunglückten in Deutschland 25.806 Kinder im Straßenverkehr. 51 Kinder wurden dabei getötet; 24 Kinder starben als Mitfahrende in Pkw, 21 als zu Fuß Gehende und 6 als Radfahrende.“1
Rund die Hälfte der Kinder-Todesfälle sind also ohnehin durch falsches Verhalten von Autofahrern verursacht. Und nun wird den Kindern auch noch nahegelegt, selbst auf Sicherheit im Verkehr zu achten? Die Illustrationen des verlinkten Beitrags sprechen Bände darüber, wen das Ministerium stärken will: die Stärkeren, die Autofahrer.
Im linken Bild ist der Bürgersteig so schmal, dass zwei Kinder, wenn sie nicht schnurstracks in der Spur laufen, keinen Platz für kindercharakteristische Bewegungsabläufe haben. Ein Elternteil mit Kinderwagen und Kind an der Hand bietet auf diesem Gehstreifen keinerlei Ausweichmöglichkeit mehr. Fazit: Bürgersteige müssen kindgerecht sein. Und Kinder dürfen nicht zu Schmalspurläufern erzogen werden.
Im rechten Bild verschlägt’s einem die Sprache. Gesetzlich heißt es zur Funktion von Zebrastreifen: „Sie kennzeichnen, dass Fußgänger an dieser Stelle die Fahrbahn überqueren dürfen und Fahrzeuge ihnen dabei Vorrang gewähren müssen [Hervorhebung durch die Autorin]. (…) Um den Fußgängern das Überqueren zu ermöglichen, dürfen sich Fahrzeuge dem Zebrastreifen nur mit mäßiger Geschwindigkeit nähern. Wenn nötig, müssen sie warten.“2 Das heißt unmissverständlich: Wenn ein Fußgänger – zumal ein Kind – auf einem Zebrastreifen angefahren wird, fuhr die Autofahrerin zu schnell und / oder missachtete den Vorrang des zu Fuß gehenden Menschen. Was wird im Bild aber mitgeteilt? Vorsicht, Kind! Es könnte ein Raser kommen, der leider nicht mehr bremsen kann! Kann ja mal passieren, wenn der’s eilig hat …
Tja, in den Weihnachtstagen gönnt sich die Familie ja gern ein neues Auto, die Zeitungen sind voll von Anzeigen für den BMW 17 oder den Mercedes EQE und wie auch immer die Luxuskarrossen heißen. Die Privatpanzer verschandeln den öffentlichen Raum, verzwergen die Fußgänger, ruinieren das Straßenbild. Ich wünsche mir zu Weihnachten kein Auto, sondern eine/n neuen Verkehrsminister/in, der/die die Bahn fördert und die heilige Kuh des Landes, das Auto, extrem besteuert und alle dazugehörigen Subventionen streicht.
Kommen Sie unfallfrei ins neue Jahr!

2 https://www.sos-verkehrsrecht.de/c/zebrastreifen/

Eine aktuelle ARD-Dokumentation zum Raser- und Tempoproblem in Deutschland sehen Sie > hier.

Ursula Baus



Schnee von gestern

Oft rücken sie nicht mehr aus: die Räumfahrzeuge (Bild: Ursula Baus)

Oft rücken sie nicht mehr aus: die Räumfahrzeuge (Bild: Ursula Baus)

Es will einfach nicht mehr zusammenpassen … also Schnee und Weihnachten. Weiße Weihnachten. Mit grünen Tannenzweigen drunter. Wer weiß denn noch wie das war, früher, als 30 oder 40 cm Neuschnee an Heiligabend den Straßenlärm in Watte gepackt haben, die Züge nicht mehr ratterten, sondern wie Schlitten fast lautlos durch die Landschaft schwebten. Der Spaziergang im Tiefschnee, dieses beruhigende rrrrt, rrrrt, rrrrt, rrrrt unter den Sohlen, wenn sich beim Dahinstapfen die locker dahin gefallenen Flocken verdichten. Alles eine längst vergessene, verträumte Akustik-Kulisse, die ein verregneter Winter nicht bieten kann, mit Temperaturen, die keine roten Nasen mehr zu erzeugen wissen. So weit sind wir gekommen, nach nunmehr 28 Weltklimakonferenzen, deren Teilnehmer sich jedesmal aufs Neue das Ziel gesetzt haben, die CO2-Emissionen mit Absichten in schmerzfreier Dosis so weit zu reduzieren, dass die befürchteten Kipp-Punkte beim Klima ausbleiben. Der Erfolg ist entsprechend schal – im Jahr 2023 erreichten die fossilen Emissionen einen neuen Rekord. Die weltweit in die Atmosphäre entlassenen Treibhausgase liegen um 1,1 Prozent höher als im vergangenen Jahr. So wird das jedenfalls nix mit dem Schnee, der in unserer Region seinen Kipp-Punkt schon hinter sich hat. Zum Glück gibt es ja Kunstschnee. Das rettet den Skifahrern den Winterurlaub und den Skiclubs im Alpenvorland die Vierschanzentournee. Oder Sprühschnee aus der Dose. Mit ihm kommt die weiße Weihnacht sogar ins Haus, beflockt die Glasscheiben und den Weihnachtsbaum. Unschmelzbar. Aber auch nicht genug, um eine Schneeballschlacht anzuzetteln. Das Gespür für Schnee, mangels Masse einfach verloren gegangen. Auch eine Folge des Klimawandels. Dafür liegt nun das Wintergrillen im Trend – Bratwurst mit Glühwein. Wenn’s doch etwas frostiger werden sollte, dann eben mit Heizpilz. Wer vermisst da noch den Weihnachtsmarkt? Puschel-Handschuhe und Lammfell-Decken im strömenden Regen kaufen? Wozu? Auch hier ist der Kipp-Punkt längst durch – stattdessen gibt’s Handyhüllen und selbst ausgesägte Versperbrettchen. Für die Bratwurst. Frohe Glühweinachten!

Claudia Siegele



Bescherung, ganzjährige

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Bleibt vorerst Ausnahme von der Regel: Tempo 30 in den Städten. (Bild: pxhere, Creative Commons CC0)

Weihnachten soll angeblich das Fest der Liebe sein. Na gut, wünschen darf man es sich ja. Die Weihnachtszeit ist auf jeden Fall eine Zeit der Geschenke. Oft wird diskutiert, dass man doch auf Geschenke verzichten möge, diesem Konsumzwang und Kaufrausch entsagen, der die Produktion von immer neuem unnützem Zeug weiter ankurbelt. Die Wirtschaft muss wachsen, vor Weihnachten muss gekauft werden, damit an Weihnachten geschenkt werden kann. Nach Weihnachten wird dann umgetauscht, damit es in der Gesamtbilanz vielleicht etwas weniger unnütze Geschenke gegeben hat. Noch unnützer als unnütze oder nur mäßig nützliche Weihnachtsgeschenke allerdings sind so manche der Geschenke, die bereits vorher gemacht werden.

CDU und FDP in Thüringen lassen sich von der AfD einen Abstimmungserfolg schenken, der nun den Bau von Windrädern in Thüringen erschwert. Damit wird die AfD – in Thüringen als erwiesen rechtsextrem eingestuft –  gestärkt und aufwertet. Die Brandmauer nach rechts ist ein löchriger, baufälliger Zaun und war wohl nie etwas anderes. Seit behauptet wurde, dass es sei gebe, war sie kaum mehr als Ablenkung, um nur um so hemmungsloser nach rechts schielen zu können. Ach was, schielen – starren.

Die Unionspartein geben sich schon lange alle Mühe, die AfD zu stärken, in dem sie deren Vorurteile, deren Spaltungsstrategien nachahmt. In dem sie mitspielt im miesen Spiel, Menschen als minderwertig zu stigmatisieren, weil sie nicht hier geboren wurden, weil sie keine Arbeit haben, oder weil sie sich die Freiheit herausnehmen, sichtbar für Gerechtigkeit beispielsweise zwischen Geschlechtern einzutreten. Es sollen nun in Bayern und Hessen das Gendern verboten werden. Wir haben ja sonst keine Probleme. Wem nochmal wird damit geholfen? Den Menschen, von denen immer behauptet die von den Veränderungen und der Transformation überfordert werden? Die auch deswegen behaupten dürfen, überfordert zu werden, weil es ihnen so unglaublich einfach gemacht wird, sich überfordert fühlen zu dürfen? Wird weiter so ungeniert die bedrohliche Klimalage bagatellisiert, gibt ihnen das weiteren Aufwind. Es ist bestimmt nicht so, dass man sich nicht über Frage streiten dürfte, wie dezentral, wie genossenschaftlich beispielsweise eine alternative Energieproduktion organisiert werden könnte. Aber sie prinzipiell abzulehnen und zu verhindern, lässt uns weiter wertvolle Zeit verlieren – sie wird nur jenen geschenkt, die weiter Geld damit verdienen, die die Energie aus fossilen Energieträgern zu verkaufen. Und die denken nicht eine Sekunde darüber nach, dieses Geschenk wieder umzutauschen.

Indessen wird weiter daran gearbeitet, dass die Politikverdrossenheit immer neue Nahrung erhält. Über 1000 Städte, darunter fast alle deutschen Großstädte, Verkehrsverbände und der Deutsche Städtetag setzen sich seit über zwei Jahren dafür ein, dass den Kommunen mehr Handlungsfreiheit eingeräumt wird, etwa um selbst Geschwindigkeiten anzuordnen – im Sinne der dort lebenden Menschen, um die öffentlichen Räume regeln und gestalten zu können. Städte für Menschen. Die dafür notwendige Änderung des Straßenverkehrsgesetz ist allerdings im Bundesrat Ende November gescheitert. Nichts ist es mit einer einfacheren Planung und Einführung von geschützten Radfahrstreifen, Fahrradstraßen oder großflächigem Tempo 30 außerhalb von Wohnquartieren. Nichts mit einem Gewinn an Lebensqualität in den Städten. Gescheitert an der Blockade von unionsgeführten Bundesländern. „Eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes mit mehr Gestaltungsfreiheiten für die Städte wäre ein Baustein zur Verkehrswende, der Bund und Länder praktisch nichts kostet“, so Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages. Dafür müsste man sie aber schon auch wollen, die Verkehrswende. Weihnachten, Fest der Liebe? Ach, Liebe. Anstand würde schon reichen. Respekt. Das Wissen über die Meinung stellen. Vielleicht wäre es einfach mal Zeit für ein großes Fest des Sachverstands. In diesem Sinne: Frohes Fest.

Christian Holl