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Going up the Country

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Dixon, Illinois, 1990. (Bild ©Peter Rathmann)

„I’m going up the country, Baby, don’t you wanna go?”, sangen Canned Heat 1968 in ihrem gleichnamigen Stück, dem größten Hit auf dem Album „Living the Blues”, der noch voller Optimismus von der Idee erzählt, das Land zu bereisen und neue Orte kennenzulernen. Solche sogar, wo das Wasser wie Wein schmecken soll. Das Land, das sind die USA, ein weites Land und in hohem Maße auch: ein fotografiertes Land. Auch der deutsche Fotograf Peter Rathmann reiste durch die USA, eignete sich das Land fotografisch an.

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Stanton, Kentucky, 1996. (Bild ©Peter Rathmann)

Einige Jahre nach Canned Heat ging Peter Rathmann auf die Reise, up the country, doch seine Fotografien erzählen nicht mehr so sehr von einem Versprechen, das man auf dem Land etwas finden könnte, was es in der Stadt nicht gibt. Seit 1987 hat der Rendsburger, der vor allem für seine Still-Life- und Food-Fotografie international bekannt geworden ist, immer wieder Fotoprojekte in den USA realisiert. In den achtziger und neunziger Jahren ist er quer durch die USA gefahren – dabei entstanden quadratische Schwarzweißbilder von alten Holzhäusern und Interieurs, von Straßenszenen und Automobilen, zumeist fotografiert im ländlichen Amerika. Vor einiger Zeit hat er die Bilder wiederentdeckt und danach immer wieder ausgestellt und publiziert. Marc Peschke sprach mit ihm über seine amerikanischen Bilder …

Lieber Peter Rathmann, spielt Ihr Titel eigentlich direkt auf den Song von Canned Heat an?

Ja, unbedingt! Ich kannte ihn schon lange, bevor die Reisen in die USA starteten. Über die Jahre hinweg begleitete mich dann dieser Song, insbesondere in den südwestlichen Staaten, gesendet von regionalen Blues- und Rock-Stationen. Die friedvolle Aufbruchsstimmung dieses Songs passt so gut zu dem weiten, ländlichen Amerika.

Warum waren sie so häufig in den USA unterwegs?

Um ein möglichst umfängliches fotografisches Bild der USA zu zeichnen, habe ich über einen Zeitraum von 18 Jahren auf vielen Reisen 34 Staaten besucht.

Wo haben Sie überall fotografiert?

Im Wesentlichen sind es die Ost-und Westküste, der Mittlere Westen und die Staaten des Südens und Südwesten. Die Fotografien entstanden vornehmlich in ländlichen Regionen und den Peripherien der großen Städte.

Sie haben Ihre Bilder analog in Schwarzweiß und quadratisch fotografiert. Mit welcher Ausrüstung und warum?

Hasselblad 503CW und 80mm Planar-Objekiv, Gitzo-Stativ, Kodak TRI-X PAN, T-Max 100 und 400. Die hohe Qualität des quadratischen Hasselblad-Mittelformats war ideal für das Konzept dieser Werkgruppe. Alle Aufnahmen sind quadratisch angelegt, durchgängig mit der Normalbrennweite und immer aus Augenhöhe fotografiert.

Wie schwer ist es, überhaupt einen eigenen Blick auf die USA zu entwickeln? Wir haben so viele Bilder, so viele Fotografien schon im Kopf, ohne jemals da gewesen zu sein …

Sehr schwer, eben wegen der vielen großartigen Bilder und Dokumentationen, die es über dieses Land gibt. Mein erster USA-Besuch war 1984. Es war eine Reise ohne professionelle Kamera, aber voller Neugier auf dieses Land. Auf dieser Reise strömten viele neue visuelle Eindrücke und auch Gefühle auf mich ein. Für fotografische Konzepte und deren Umsetzung musste ich mich erst gründlich im Kopf sortieren.

Haben Sie Vorbilder beim Fotografieren? In welchem Verhältnis stehen ihre Bilder zu den großen Fotografen des ländlichen Amerika, vor allem zu Walker Evans, mit dem sie ein Faible für Typografie, für Werbe- und Reklameschilder teilen und dessen Absage an jede Romantik, jede Sentimentalität und Nostalgie Sie beeinflusst haben könnte?

Nein, keine direkten Vorbilder, aber es gibt viele amerikanische Fotografen und Fotografinnen, deren Ästhetik ich sehr mag, wie etwa die von Joel Meyerowitz, den ich einmal auf Cape Cod getroffen habe. Aber ich schätze auch Bruce Davidson, Steve Schapiro, Robert Adams, Dorothea Lange, Mitch Epstein, William Eggleston und andere mehr. Walker Evans darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Er gehört ebenso zu meiner fotografischen Sozialisierung wie die Arbeiten von Bernd und Hilla Becher. Vergleicht man die Arbeiten von Evans mit meinen, gibt es schon Unterschiede in der Bildauffassung und in den Inhalten.

Lassen Sie uns noch über Ihren fotografischen Blick sprechen. Wie würden Sie diesen charakterisieren?

Diese Serie ist subjektiv-dokumentarisch und typologisch angelegt. Das Konzept ist sehr stringent, das Quadrat als Bildformat, eine Brennweite, gerichteter Blick aus Augenhöhe.

Ihre Bilder kommen stets ohne Menschen aus. Matthias Harder hat sie sehr treffend eine „Bühne für den Betrachterblick“ genannt. Warum sind nie Menschen zu sehen?

Sie würden den Bildinhalt nicht stärken. Ich lasse sie ganz bewusst aus den Bildern verschwinden. Eine konkrete Darstellung von Menschen würde von den Bildkompositionen und Inhalten nur ablenken. Aber all das, was diese Bilder zeigen, ist letztlich Menschenwerk.

Die jetzt veröffentlichten Bilder waren lange nicht zu sehen. Warum?

Die gesamte Auswertung des Archivs begann erst im Mai 2021. Ich habe mir diese Arbeit aufgehoben. In der Vergangenheit gab es nur wenige ausgewählte Veröffentlichungen und Beteiligungen an Ausstellungen.

Sind Sie noch heute in den USA unterwegs? Entstehen heute noch neue Bilder?

Nein, mit den USA habe ich fotografisch abgeschlossen. Die letzten Arbeiten betreffen nur noch das Digitalisieren und Bearbeiten der Negative. Da gibt es aber noch einiges zu tun! Nach wie vor bin ich sehr neugierig und so entstehen auch heute noch neue Bilder. Nur nicht in den USA.


Mehr über Peter Rathmann unter https://bff.de/profil/peter-rathmann/