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Mit dem Druck auf die Städte wächst auch der auf den öffentlichen Raum. Aber nicht nur die Zentren ändern sich, nicht nur dort müssen Wege gefunden werden, Freiräume zu sichern und die Balance zwischen Offenheit und Benutzbarkeit zu halten. Auch an den Peripherien ist es wichtig, genau hinzuschauen und sich wissenschaftlich mit den dazu gehörenden Fragen auseinanderzusetzen. Unkonventionelle Methoden können helfen, Freiräume im engeren wie im übertragenen Sinne zu öffnen.

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Thomas E. Hauck, Stefanie Hennecke, Stefan Körner (Hrsg.): Aneignung urbaner Freiräume. Ein Diskurs über städtischen Raum. 328 Seiten, 29,99 Euro
transcriptVerlag, Bielefeld 2017

Aneignung ist ein wichtiger Begriff in der aktuellen Städtebaudiskussion. Aber: Neu ist er nicht. Er war schon einmal aktuell – in den 1970er-Jahren, zu den Zeiten, in denen Aneignung auch mal Hausbesetzung meinte, als aber auch Beteiligung erstmals so gründlich verhandelt wurde, dass sie sich in der institutionellen Planungspraxis niederschlug. Seit geraumer Zeit schon hat Aneignung wieder Konjunktur – von Straßenfesten über Urban Gardening bis Zwischennutzung spannt sich ein Feld auf, das auch im Wissenschaftsdiskurs beackert wird. Was das heißt, zeigt das Buch „Aneigung urbaner Freiräume“, das im letzten Jahr erschienen ist. Es ging aus einem Workshop in Kassel hervor und hat das Ziel, „gemeinsame theoretische Bezüge und argumentative Parallelen der damaligen und heutigen Diskussion um Aneignung urbaner Freiräume aufzuzeigen.“ Namentlich werden die Kasseler Schule und die Hannveraner Tradition als Referenzen der 1970er benannt, die eine – Kassel – stärker mit alltagstauglichen Außenräumen verwoben, mit dem Interesse an gesellschaftspolitischen Zusammenhängen, die andere mit wesentlich an Wahrnehmungsfragen entwickeltem Instrumentarium. Aneignung wird in verschiedenen Ebenen gefasst, als langfristige, ungeplante Inbesitznahme, als spontane Aktionen mit dem Wunsch auf öffentliche Wahrnehmung, aber auch als geplante, institutionell initiierte. Die Beiträge loten die Möglichkeiten, Grenzen und Konflikte zwischen diesen Feldern aus – von der Frage, wie mit Straßenbäumen umgegangen wird, bis zur Bürgerrechtsbewegung von Afroamerikanern im Brooklyn der 1970er.
Die Entstehung des Buches bedingt, dass die Themen exemplarisch vertieft werden, das Umfeld der Diskussion aber nicht separat aufbereitet ist. Dem allgemein Interessierten, aber nicht mit der wissenschaftlichen Diskussion Vertrauten wird es daher nicht immer einfach fallen, die Texte einzuordnen – was Kasseler Schule und Landschaftsarchitektur Hannoveranscher Prägung ist, wird vorausgesetzt.

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Angelika Fitz und Katharina Ritter, Architekturzentrum Wien Az W (Hrsg.): Assemble. Wie wir bauen. Hintergrund 55, 160 Seiten, 29 Euro
Park Books, Zürich 2017

Mit der Qualität von Aneignung ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit von Assemble beschrieben – aber nur einer. Die mit dem Turner Prize ausgezeichnete Gruppe verbindet „in einzigartiger Weise soziale Aktivierung und Koproduktion, poetische Räume sowie ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Ihre Projekte sind Prototypen dafür, wie eine Gesellschaft anders bauen könnte“, so Angelika Fitz in der Einleitung. Die Publikation über Assemble ist anlässlich der Ausstellung erschienen, die im vergangen Jahr im Architekturzentrum Wien zu sehen war, das Fitz seit Januar 2017 leitet. Die Ausstellung ist also durchaus auch als ein Statement der neuen Leiterin zu verstehen – sie will zeigen, was Architektur kann: „Assemble haben sich zum Ziel gesetzt, ein starkes Stück Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen. Mit ihrem ausdrücklichen und doch pragmatischen Optimismus arbeiten sie an der Wende von einer Investoren geleitete zu einer nutzergetriebenen Architektur und Stadtentwicklung.“ Der Katalog zeigt, wie Assemble das im Einzelnen macht: ob beim Bau eines Abenteuerspielplatzes in Glasgow, der als frei zugänglicher Bereich von Kindern unter Anleitung und mit Unterstützung von Betreuern immer weiter verändert werden kann, oder bei der Sanierungsplanung für eine heruntergekommene Reihenhaussiedlung in Liverpool; ob als Konzept für den Bau günstigen Arbeitsraums oder dem Umbau einer Tankstelle in ein temporäres Kino. Die Sammlung der bislang entstandenen Arbeit von Assemble wird ergänzt um ein enthusiastisches Essay Oliver Wainwrights, Architekturkritiker des Guardian. Anhand des Pavillons aus selbstgebrannten Ziegeln, der für die Ausstellung mit Wiener Studierenden entstanden ist, wird die integrierende und auf unkonventioneller Recherchebasis aufbauende Arbeitsweise von Assemble ausführlich dargestellt.

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Internationales Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ (Hrsg.): Urbane Transformations­landschaften. 320 Seiten, 35 Euro
Jovis Verlag, Berlin 2016

Den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern ist eine gute Sache. Das von sechs Hochschulen organisierte Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ ist demnach eine gute Sache – es fand von 2013 bis 2016 das zweite Mal statt. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde auch dieses Mal anhand eines Oberthemas der interdisziplinäre Austausch unter Promovierenden forciert, wurden Gastprofessoren eingeladen, Workshops veranstaltet. Das Kolleg war dem Thema „Urbane Transformationslandschaften“ gewidmet – die Publikation, die es dokumentiert, liegt inzwischen vor. Nach einer Einführung über Methodik wird in einer Sammlung von Essays der beteiligten Professoren und Gastautoren das Thema vertieft – sie widmen sich etwa Nutzungs- und Bautypologien (Markus Neppl), der Infrastruktur als Raumgestalter (Bernd Scholl) oder den die Veränderungen steuernden und treibenden Kräften (Michael Koch). Soweit so gut.
Es hätte allerdings gut getan, das Buch etwas zu straffen und redaktionell zu bearbeiten. Mit teilweise belanglosen und beziehungslos eingestreuten Exkursionsfotostrecken ist außer Volumen wenig gewonnen. Dass beim Thema „Urbane Transformationslandschaften“ die Begriffe „urban“, „Transformation“ und „Landschaft“ im Zentrum der Betrachtung stehen, wie dem Leser mitgeteilt wird – wer hätte es gedacht? Die auf jeweils einer Seite vorgestellten Promotionsvorhaben werden nicht den Hochschulen oder Lehrstühlen zugeordnet – wer sich also für eines von ihnen interessiert, ist auf seinen detektivischen Spürsinn angewiesen. Inzwischen wird das dritte Kolleg durchgeführt – vielleicht eine Anlass die Arbeit der Doktoranden etwas transparenter zu machen. Möglicherweise schon auf der Internetseite?

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