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Kreislaufgerechter Klosterbau

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Die Benediktinerabtei Plankstetten ist fast 900 Jahre alt. Jüngst erhielt sie einen Neubau aus mit Stroh gedämmtem Holz von hirner & riehl architekten und stadtplaner. (Bild: Lorenz Märtl)

Die Benediktinerabtei Plankstetten schont mit ihrem kreislaufgerechten Neubau Ressourcen und schützt das Klima. Denn sie verwendet für ihre neue Kita, 30 Gästezimmer und Räume für die Verwaltung neben leimfreiem Holz auch Stroh, beides aus nächster Nähe. Lehm übernimmt den Brandschutz des Strohs. Auch sonst hat man alle Möglichkeiten genutzt, verantwortungsvoll zu bauen.

Die Benediktinerabtei Plankstetten, gelegen bei Neumarkt in der Oberpfalz, saniert und erneuert ihr Kloster seit Jahren. Die romanische Klosterkirche und die barocke Klosteranlage sind herausragende Zeugnisse abendländischer Klosterbaukunst und Bauwerke von nationaler Bedeutung. 1129 als bischöfliches Eigenkloster gegründet, 1806 säkularisiert, ist das Kloster nach 100 Jahren Leerstand seit 1904 wieder Benediktinerabtei. In einer umfassenden Gesamtsanierung wird die Anlage seit 1998 sowohl für die Mönche als auch für Gäste und Besucher nach strengen ökologischen und baubiologischen Kriterien erneuert. Energiebedarf, Bauphysik, Statik und Behaglichkeit wurden optimiert, Bereiche neu geordnet und zusätzlich Räume gebaut. Für den Einsatz von möglichst vielen erneuerbaren und gesunden Materialien beriet sie der Baubiologe Ulrich Bauer von „natürlich-baubio-logisch GmbH“. Das denkmalgeschützte Dach des Konvents ist heute mit besonders baubiologischen Holzfasermatten gedämmt. Sie haben eine Stützfaser aus Maisstärke, enthalten keinerlei Zusatzstoffe aus der petrochemischen Industrie und sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Hanffasern dämmen die Kanäle im Technikbereich, recyceltes Schaumglas die durch Feuchte beanspruchten Bauteile. Auch Biodiversität ist den Mönchen wichtig. So kümmern sie sich um die große Fledermauspopulation in den Dächern des Klosters. Bei der Sanierung des Dachs arbeitete der Zimmerermeister mit dem örtlichen Fledermausbeauftragten zusammen und richtete temporäre Hangplätze ein. Die neue Dacheindeckung erhielt Einflugöffnungen.

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Blick auf den dreigeschossigen, in den Hang geschobenen Neubau. (Bild: Sebastian Schels)

Konsequent nachhaltig


Inzwischen ist der Energiestandard der meisten Altbauten schon besser als KfW Energieeffizienzhaus 70 (EnEV 2007). Geheizt wird mit einem Biomassekessel (450 KW Leistung) mit CO2-neutralen, umweltverträglichen Hackschnitzeln, die unter anderem aus den klostereigenen Waldbeständen bezogen werden. Zwei Lüftungsanlagen gewinnen 80% der Raumwärme zurück. Die Kälteaggregate in den Kühlgeräten für Lebensmittel- und Getränkekühlräume werden mit Quellwasser gekühlt. Zudem verbesserten die Mönche das Wasser- und Abwassermanagement. So speichert eine Zisterne 500 m³ Regenwasser für Gartenbewässerung und Toilettenspülung.

Für ihren jüngsten Erweiterungsbau St. Wunibald mit 30 Einzelzimmern mit Dusche/WC für Gäste, einem Kindergarten und Räumen für die Pfarrverwaltung wollten die Mönche besonders nachhaltige Baumaterialien verwenden. Die Konstruktion des von Hirner & Riehl Architekten und Stadtplanern geplanten und 2022 fertiggestellten Neubaus ist aus Holz, die Wärmedämmung der Außenwände und des Dachs aus Stroh, das mit Lehm verputzt wurde. Brandschutztechnisch bilden zwei der Gästezimmer im Obergeschoss eine Einheit, deren Zwischenwände mit Hanf gedämmt sind. Zwischen den Einheiten musste mit Mineralwolle gedämmt werden.

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Insgesamt 2.500 Strohballen von den nur 1,5 Kilometer entfernten Feldern bringen Wände und Dach auf höchsten Dämmstandard. (Bild: Lorenz Märtl)

Außenwände und Dach bestehen aus Holzrahmen, in die die Mitarbeiter der nahen Zimmerei Holzbau Bogner Strohballen pressten. Um das viele Stroh zu lagern, ergänzten sie drei bestehende Hallen eigens um ein geliehenes Bierzelt. Insgesamt gibt es in dem Neubau 100 strohgefüllte Wandelemente, 30 strohgefüllte Dachelemente und 25 Massivholz-Deckenelemente. Für die Strohdämmung kamen insgesamt 2.500 Strohballen von den 1,5 Kilometer nahen Feldern des Klostergutes zum Einsatz. Eine mobile Strohpresse der österreichischen Firma Sonnenklee hat das Stroh entstaubt, geformt und verdichtet. Die Firma Baustroh prüfte die Strohballen auf ihre Eignung als Baustoff. Mit drei strohgedämmten Geschossen ist das Gebäude bei seiner Fertigstellung das größte seiner Art in Süddeutschland. Als Partner im europäischen Forschungs-Projekt „UP-Straw“, das mit sieben Millionen Euro ausgestattet war, ist der Bau gemeinsam mit vier anderen öffentlichen Gebäuden auch bestens dokumentiert.


Ausgezeichnet kreislaufgerecht


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Vorbereich der Kita-Gruppenräume im Erdgeschoss. (Bild: Sebastian Schels)

Das Kellergeschoss des Neubaus reicht über zwei Etagen bis zum gegenüberliegenden Bestandsgebäude. In ihm sind die umfangreiche Gebäudetechnik und die Küche der Klosterschenke untergebracht. Zudem stabilisiert es den angrenzenden steilen Hanges, der schon gefährlich auf das historische Klosterfundament gedrückt hatte und legt dieses trocken. Die Mönche sind sehr zufrieden mit ihrem Neubau. Andere sind es auch. Das Gebäude ist inzwischen mehrfach ausgezeichnet worden. Es war erfolgreich beim Bayerischen Klimaschutzpreis 2022, beim Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe 2021, beim Balthasar Neumann Preis 2023 (Anerkennung) und beim Deutschen Holzbaupreis 2023 (Anerkennung); beim HolzbauPlus Preis 22/23 erhielt der Bau einen Preis in der Sonderkategorie „Recyclingkonzepte mit Naturbaustoffen“.



Haus St. Wunibald, Benediktinerabtei Plankstetten, Klosterplatz 1, Berching

Bauherr: Benediktinerabtei Plankstetten
Planung: hirner & riehl architekten und stadtplaner
Robert Härtl, Martin Hirner, Desiree Hafner, Astrid Neukirch, Elke Kirst-Haas, Susanne Reith, Catharina von Baudissin, Iva Beleva, Caroline Wadel, Eva Maria Auerbach
Tragwerksplanung: LERZER ING+Plan, Neumarkt i.d.Opf.
Brandschutzfachplaner: Rassek und Partner
Landschaftsarchitektur: GARNHARTNER + SCHOBER + SPÖRL, Deggendorf
Objektüberwachung: Ingenieurbüro Seibold + Seibold, Eichstätt
Zimmererarbeiten: Holzbau Bogner, Seubersdorf
Nutzfläche: 1.555 m²
Fertigstellung: 2022
Bauweise: Holz-Stroh-Lehm-Hybridbauweise mit Passivhausstandard
Außenwand (von innen nach außen): Lehmputz zweilagig mit Armierung, direkt auf Strohballen geputzt, Holzständerkonstruktion aus vorgefertigten Elementen, Gipsfaserplatte, Holzfaserdämmung, Fassadenbahn, Hinterlüftung, Holzverschalung, Leinölfarbe
Deckenelemente: Holz-Beton-Hybrid-Elemente, Breite 5,5 m, Länge 10 m; Mann an Mann leimfrei mit Hartholzdübeln und 3 Spannstählen verbunden
Kreislaufgerechte Details: Holz für Fassade, Parkett, Decken aus dem eigenen Wald; 300 m³ Strohdämmung vom nahen Acker; Lehmputz für 39 Räume, 540 m²
Information zum Holzbauplus Preis >>>
Kurzfilm über den Bau von St. Wunibald >>>