Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss wurde 2009 von der Bundesregierung gegründet – auf Beschluss des Bundestages. Eng mit der Stiftung verbunden ist der Förderverein Berliner Schloss, der einem seiner Großspender bis heute treu bleibt, obwohl Zweifel schon lange kursierten, ob dessen politische Gesinnung tragbar ist. Nun sind diese Zweifel durch ein Gutachten belegt. Für den Förderverein ist das kein Grund, sich unmissverständlich von seinem Spender zu distanzieren – und für die Stiftung Humboldt Forum nicht, sich ihrerseits vom Förderverein. Sie nobilitiert so Antisemitismus und rechtsradikale Äußerungen aus der gesellschaftlichen Mitte.
Nun ist es endlich raus: Nach monatelangem medialen Druck und rechtlichem Gezerre hat die Stiftung Humboldt Forum das bislang geheim gehaltene Gutachten über Ehrhardt Bödecker, einem vom Förderverein Berliner Schloss eingeworbenen Großspender des Humboldt Forums beziehungsweise des Berliner Schlosses, am 8. Mai 2023 veröffentlicht. Zuvor hatte der Intendant Hartmut Dorgerloh auf Drängen der Angehörigen des verstorbenen Privatbankiers die Weitergabe verweigert, selbst gegenüber seinem Stiftungsrat, welcher die Erstellung des Gutachtens durch das Münchener Institut für Zeitgeschichte überhaupt erst veranlasst hatte. Anlass dazu war ein Bericht des Autors dieses Textes im Tagesspiegel vom Oktober 2021 (1) gewesen, der erstmalig auf das antisemitische und rechtsradikale Gedankengut Bödeckers aufmerksam gemacht hatte, in dessen Folge auch die Spenderehrung im Eosanderportal auf Bitten der Familie entfernt worden war.
Von der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, wegen der es zunächst vorgeblich nicht zur Veröffentlichung kam, ist nun keine Rede mehr: Das Gutachten wurde in vollem Umfang, ohne jegliche Schwärzung freigeben. Aber seine Lektüre zeigt eine für alle Beteiligten unerfreuliche, ja belastende Geschichte auf.
Bödeckers Verbindungen zu den Kreisen der Neuen Rechten, Geschichtsrevisionisten und Rechtsradikalen erweisen sich als deutlich umfangreicher und intensiver als bislang bekannt. Die Behauptung Dorgerlohs, das Gutachten spreche Bödecker von dem Vorwurf des Rechtsradikalismus frei (2), ist frei erfunden. Die Gutachter waren zwar gar nicht beauftragt worden, hierzu Stellung zu nehmen,(3) doch das 146-Seiten lange Gutachten entkräftet die zuvor erhobenen Vorwürfe nicht, sondern untermauert sie im Gegenteil kenntnisreich noch durch eine Fülle neuer Quellen und Einblicke. Die Familie Bödecker hatte den Autoren umfangreich Auskunft gegeben, was sie später offenbar bereute; war das Fazit der Gutachter doch wenig schmeichelhaft. Ehrhardt Bödecker habe als missionarischer Botschafter in „klischeevoller Unbedarftheit“(4) und mit „kenntnisfernen Schlagworten“(5) eine „Retrofiktion“(6) propagiert, die verschwörungsideologische Züge aufweist. Bödecker stehe in einer Tradition von Weltbildern „in denen anonyme Mächte und klandestine Gruppen als eigentliche Bestimmungsfaktoren politischer und gesellschaftlicher Prozesse imaginiert werden.“(7)
Die parlamentarische Demokratie der Bundesrepublik unterzieht er in seinen Schriften einer radikalen Kritik, der er die Monarchie des Deutschen Kaiserreichs als gesellschaftliches Ideal entgegensetzt. In seinem Geschichtsbild ist Preussen-Deutschland 1918 und dann wieder nach 1945 Opfer einer angelsächsischen Verschwörung, des Marxismus, der Frankfurter Schule, aber auch der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften und der freien Medien geworden.
Das Gutachten weist darauf hin, dass Bödeckers rechtslastige Ansichten schon lange vor dem Bericht im Tagesspiegel Auffallen erregt hatten. Bereits 2004 hat der Rechtsextremismusexperte Anton Maegerle einen Text Ehrhardt Bödeckers als typischen Fall einer neurechten Positionierung zwischen Konservativismus und Rechtsradikalismus benannt.(8) Vier Jahre später kritisierte der Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg Erardo Cristoforo Rautenberg Bödeckers Verherrlichung des undemokratischen Wilhelminischen Kaiserreichs als „führenden Rechtsstaat“ und „modernen Sozialstaat“.(9)
Das Gutachten zeigt auch auf, welche Erlebnisse und Gedanken auf die Entstehung einer solchen Geisteshaltung Einfluss genommen haben mögen. Geboren 1925, war Bödecker zunächst HJ-Jungscharführer und Offiziersbewerber der Luftwaffe, bevor er als Infanterist der Fallschirmjäger im April 1945 in der Nähe von Wien schwer verwundet wurde.(10)
Für Bödecker, so referierte er vor Rotariern 1961, zerbrachen mit dem Niedergang des NS-Regimes „unsere Prinzipien, unsere Ideale, unsere Begriffe von Vaterland, Heimat und Volksgemeinschaft, die Stallwärme der Kameradschaft. Alle diese Begriffe sollten plötzlich keinen Wert mehr haben. Man belehrte uns, daß wir unter einer falschen Fahne gekämpft hätten. Vom Helden und Schwertträger der Nation waren wir Soldaten über Nacht zu Verbrechern geworden.“(11) Prägend für Bödecker war eine enge Verbindung zu seinem Großvater Bruno Pozdziech, einem überzeugten Monarchisten, der bis zu seinem Tod 1968 Kaiser Wilhelm verehrte.(12)
Beheimatet in der „Neuen Rechten“
Bödeckers Geschichtsbild war unter anderem durch den Historiker Gerhard Ritter(13), aber auch durch die Ideologen der Neuen Rechten Hellmut Diwald(14) und Caspar von Schrenck-Notzing(15) stark beeinflusst. In diesen Kreisen erfuhr er mit seinen Ideen den größten Widerhall sowie umfangreiche publizistische und propagandistische Unterstützung. So rezensierten die Junge Freiheit und die Preußische Allgemeine Zeitung (PAZ) nicht nur euphorisch seine Publikationen und Museumsausstellung und druckten Texte von ihm ab.(16) Die Junge Freiheit vertrieb auch seine Bücher(17) und organisierte einen Betriebsausflug zu Bödeckers privatem Preußenmuseum in Wustrau.(18) In der PAZ wiederum schaltete Bödecker Anzeigen, um sein Museum zu bewerben.
Zuspruch erhielt er auch von der rechtsextremen Zeitschrift Nation&Europa(19) und dem geschichtsrevisionistischen Vorsitzenden der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) Reinhard Uhle-Wettler, dessen Text „Wie Political Correctness unser Geschichtsbild verzerrt“ Bödecker in der Schriftenreihe seines Museum nachdruckte, nachdem dieser in einem Sammlerband des rechtsextremen FPÖ-Politikers Otto Scrinzi erschienen war.(20) Die SWG publizierte ihrerseits Bödeckers Aufsatz „Antipreußische Gehirnwäsche“(21) gemeinsam mit einem Aufsatz von Wilhelm von Boddien zum Berliner Schloss(22) und organisierte ebenfalls eine Reise zu Bödeckers Museum als Höhepunkt einer „Preußischen Spurensuche“. (23) Der spätere Vorsitzende der SWG, Manfred Backerra, der durch Einladung rechtsextremer Referenten in die Führungsakademie der Bundeswehr 1999 einen Skandal ausgelöst hatte, verfasste die wohlwollenden Rezensionen zu Bödeckers Bücher für die Junge Freiheit.(24) Bereits 1993 hatte die SWG ein Plädoyer des ehemaligen NS-Kulturfunktionärs Niels von Holst für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses publiziert.(25)
Bei der SWG kam auch der rechtsradikale Initiator des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche Max Klaar zu Wort – und zwar in derselben Publikation, in der auch die erwähnten Aufsätze von Bödecker und von Boddien erschienen waren.(26) Klaar veröffentliche dann kurze Zeit später einen Text Bödeckers im Rundbrief seiner Traditionsgemeinschaft „Potsdamer Glockenspiel“.(27) Später vertrieb Klaar Bücher Bödeckers über den von ihm geleiteten „Verband deutscher Soldaten“(28), dessen Zeitschrift auch Backerras Rezension von Bödeckers Büchern aus der Jungen Freiheit wiederveröffentlichte.(29)
Dass Bödecker 2006 beim Berliner Kolleg des rechtsextremen Instituts für Staatspolitik einen Vortrag hielt(30) und sein Buch „Preußen und die Wurzeln des Erfolgs“ als Lizenzausgabe 2018 im rechtsradikalen Kopp-Verlag erschien(31), vervollständigen das Bild seiner engen und intensiven Verflechtung mit rechtsradikalen Kreisen. So ist es wenig verwunderlich, dass der Gutachter Magnus Brechtken sich gegen die Behauptung Hartmut Dogerlohs verwahrte, das Gutachten spreche Bödecker vom Vorwurf des Rechtsradikalismus frei.(32)
Rechtsradikal oder Rechtsextrem?
Rechtsradikalismus sollte mit Rechtsextremismus nicht gleichgesetzt werden. Rechtradikale Auffassungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt, auch wenn sie für einen grundsätzlichen Umbau der gesellschaftlichen Ordnung plädieren. In diesem Sinne spricht sich Bödecker für eine konstitutionelle Monarchie aus – und gegen die parlamentarische Demokratie, freie Medien, Gewerkschaften und politische Parteien. (33) Die meisten seiner Äußerungen sind eher nicht als extremistisch einzuordnen – auch wenn die Grenzen vom Rechtsradikalismus zum Rechtsextremismus fließend sind – , weil er nicht zum gewaltsamen Umsturz der grundgesetzlichen Ordnung aufruft, sondern sich in deren Rahmen bewegt.(34) Allerdings plädiert Bödecker für eine Entkriminalisierung extremistischer Auffassungen, wenn er beklagt, dass das „‘System‘ mit Verfassungsschutzeinrichtungen für seine Unangreifbarkeit“ sorge.(35) Der Verfassungsschutz widmet sich alleine extremistischen Positionen, während radikale im Rahmen der Meinungsfreiheit toleriert werden. Anfang November 2022 räumten Bödeckers Sohn Andreas und seine Gattin Elvira Tasbach dann selber ein, dass seine Texte selber „Thesen und Formulierungen enthalten, die falsch und teils sogar rechtsextrem sind.“(36)
Ein Jahr später aber verkündete der Intendant des Humboldt Forums, Hartmut Dorgerloh: „Der in der Presse geäußerte Verdacht, der Förderverein habe von rechtsextremen Personen oder Institutionen Großspenden angenommen, hat sich nicht erhärtet. Damit ist die Voraussetzung für eine weitere konstruktive Zusammenarbeit zwischen der SHF und dem Förderverein geschaffen.“ Zudem sei Bödecker „weder rechtsextremistisch noch in einem rechtsradikalen Sinne antisemitisch gewesen“. Der Anwalt der Familie Bödecker und des Fördervereins Peter Raue behauptete anlässlich der Veröffentlichung des Gutachtens ein dreiviertel Jahr später darüber hinaus, der „angebliche“ Antisemit Bödecker hat erst in seinen letzten Lebensjahren problematische Texten verfasst, von denen „bis zu seinem Tode niemand wusste“.(37) Doch das Gutachten, dessen Veröffentlichung Raue mit rechtlich nicht haltbaren Einwänden monatelang blockierte, stellt fest, dass derartige Äußerungen bis in das Jahr 1978 zurückreichen und zwei seiner Bücher aus den späten Lebensjahren noch in Auflagen von über 40.000 Exemplaren verbreitet worden waren. (38) Offenkundig geht es Raue nicht um Aufklärung, sondern um die Verteidigung der Interessen seiner Mandaten. Umso unerklärlicher ist es, dass die Stiftung Humboldt Forum ihn als Gewährsmann für die Prüfung der ihr gegenüber geheim gehaltenen Großspender der Schlossfassaden akzeptierte. Wenig überraschend stellte die Kanzlei Raue für seinen Mandanten Förderverein Berliner Schloss bereitwillig fest, dass sie „keinen Hinweis auf rechtsradikale oder gar extremistische Spender finden“ könne.(39) Die Stiftung Humboldt Forum nahm dies „gern zur Kenntnis“ und war der Auffassung, dass der Förderverein auch mit der Annahme der Spenden Bödeckers „nicht gegen die geltende Spendenrichtlinie verstoßen“ habe.(40) Laut diesen Richtlinien durften Zuwendungen nicht von Spendern angenommen werden, die gegen ethische Standards verstoßen. Es bleibt unerklärlich, warum Antisemitismus und Rechtsradikalismus offenbar nicht im Widerspruch zu den ethischen Standards des Humboldt Forums stehen.
Antisemitismus
Ausführlich widmet sich das Gutachten den antisemitischen Äußerungen Bödeckers, deren Einordnung „bisweilen diffizil [sei], weil die ‚Argumente’ Bödeckers in manchen Annahmen und Vorstellungen bisweilen unklar und uneindeutig bleiben. Zugleich ist unübersehbar, dass Topoi antisemitischer Vorstellungswelten regelmäßig in der Metaphorik und den Argumentationsmustern mitschwingen oder auch explizit formuliert werden.“(41) Die Gutachter sehen Bödecker als Vertreter eines Antisemitismus aus der gesellschaftlichen Mitte. Einige seiner Äußerungen „entsprachen einer ‚indirekten Kodierung radikaler Inhalte‘ – Bödecker sprach seine Relativierung verklausuliert aus.“ Damit werde radikales Gedankengut „sprachlich entradikalisiert und damit für ein größeres Publikum präsentabel (und akzeptabel) gemacht“, wie die Autoren mit Bezug auf die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel resümieren.(42)
Aus den immer wieder vorhandenen antisemitischen Passagen in den Texten der Jahre 1978 bis 2010 gehe laut Gutachter „nicht hervor, dass Bödecker in seinen Äußerungen einen systematisierten oder aggressiven Antisemitismus vertrat, der von allen Gesprächspartnern oder Leserinnen sofort als solcher erkannt wurde, oder dass Antisemitismus für Bödecker eine bewusst handlungsleitende Funktion besaß. […] Bödeckers antisemitische Formulierungen erscheinen dabei in ähnlicher Weise als Ausdruck eines klischeehaften Welt- und Geschichtsbildes wie dies für eine Vielzahl seiner Formulierungen zur Geschichte gilt. Wissenschaftlich lässt sich dies als ‚sekundärer’ Antisemitismus und Reflex einer erstrebten Schuldabwehr lesen, der sich von der offenen Judenfeindschaft ‚primärer’ Antisemiten unterscheidet“.(43) Bei ihm führten Schamverdrängung und Erinnerungsabwehr zu judenfeindlichen Einstellungen, „wie sie sich 2002 deutlich in Bödeckers Text ‚Vae Vicitis‘ artikulierten.“(44) Dabei greife er auf die „in der NS-apologetischen Literatur verbreitete Entlastungsmuster“ zurück, wie sie insbesondere von dem rechten Ideologen Hellmut Diwalds entwickelt worden waren und Bödeckers Welt- und Geschichtsbild entsprachen.(45)
Die Beziehung zum Förderverein
Im Gutachten erfährt man auch, dass Ehrhardt Bödecker ein Schlossunterstützer der ersten Stunde war. Schon 1989 thematisierte er in einer Festschrift den Verlust des Berliner Schlosses(46) und unterstütze den Förderverein Berliner Schloss seit seiner Gründung im Sommer 1992 finanziell.(47) Weitere Unterstützung erfuhr das Schlossprojekt durch das rechtslastige Preußen-Institut, welches Bödecker großzügig finanzierte.(48)
Der Förderverein seinerseits bleibt seinem einstigen Großspender bis heute treu. Er bekennt sich „ohne jede Einschränkung“(49) zu seinen Spendern, und wird für diese Standfestigkeit von der Jungen Freiheit gelobt.(50) Mehr noch: Der Vorsitzende des Vereins Richard Schröder behauptete, die im Tagespiegel veröffentlichte Kritik am Antisemitismus Bödeckers beruhe auf verfälschten Zitaten, denen erst durch eigenmächtige Zusätze ein antisemitischer Drall verpasst worden sei.(51) Das Landgericht Berlin untersagte Schröder diese wahrheitswidrige Darstellung (52), aber Dank Hartmut Dorgerlohs Behauptung, einige der in der Presse geäußerten ‚Verdächte‘ hätten sich nicht erhärtet (53), jubelte der Förderverein, die einst im Tagespiegel veröffentlichen Vorwürfe von Philipp Oswalt (Autor dieses Beitrags) seien haltlos und der Förderverein damit „voll rehabilitiert“. (54) In einem Fernsehinterview ging der Anwalt des Fördervereins Peter Raue zum Gegenangriff über und sagte, Oswalt habe „mit seinen ins Blaue hinein aufgestellten Behauptungen“ dem Förderverein Schaden zugefügt.(55)
Die Junge Freiheit titelte erfreut: „Humboldt-Forum rehabilitiert ‚rechte Spender’“. (56) Diesen Artikel wiederum übernahm der Förderverein 1:1 auf seiner Website. (57) Zu den Spendern des Humboldt Forums gehören die Junge Freiheit, der Herausgeber der Zeitung Dieter Stein und ihr Autor Dr. Claus Wolfschlag, die allesamt im Portal IV des Humboldtforums für ihre Spendentätigkeit gewürdigt wurden. In einem Schreiben der Stiftung Humboldtforum an den Förderverein hatte Intendant Dorgerloh im Winter 2021/22 zunächst verlangt, dieser müsse diese Spenden zurückzahlen, da die Zeitung Positionen vertrete, die „nicht den ethischen und moralischen Standards des Humboldt-Forums“ entsprechen.(58) Doch davon ist keine Rede mehr. Der Förderverein hatte keine Absicht, auf Abstand zur Jungen Freiheit zu gehen. Warum auch, wo man viele Einstellungen teilt.
Im Kontext der Debatte um seine fragwürdigen Spender rief der Förderverein einen „Kulturkampf“ aus, sprach von „überhitztem Säkularismus“, Verlust „abendländischer Identität“, einem „Akt der Tyrannei“ und „kollektiver Amnesie“, gar „Gehirnwäsche“(59) und kritisiert die „deutschen Leitmedien“.(60) Für ihn liegt die Relevanz des Neubaus des Schlosses nicht zuletzt darin, sich diesen Fehlentwicklungen entgegenzustemmen.
Aber auch bezüglich der Einstellungen zu rechtsradikalen Haltungen ist man zuweilen nicht weit voneinander entfernt. Für den Vereinsvorsitzenden Richard Schröder ist der Begriff des Rechtsextremismus „viel zu schwammig für ein Ausschlusskriterium“. (61) Er nimmt die AfD und die Junge Freiheit vor Kritik in Schutz(62) und findet es völlig normal, wenn man in einer Zeitschrift publiziert, in der auch Holocaustleugner veröffentlichen.(63) Er sieht in der Leugnung des Holocausts eine Meinungsäußerung, deren Verbot er als Einschränkung der Meinungsfreiheit problematisiert.(64) Und so hat sich der Förderverein bis heute nicht von seinem antisemitischen und rechtsradikalen Spender Bödecker distanziert – und die Stiftung Humboldt Forum nicht vom Förderverein. Der Förderverein betreibt bis heute in den Räumen des Humboldt Forums einen Laden und Informationsort, in dem er ungehindert sein Gedankengut verbreitet.