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Stilkritik (86) | Claudia Perren, die so kühl wirkende, ihre Klugheit oft hinter bürokratischen Wortkaskaden verbergende Direktorin der Bauhaus-Stiftung in Dessau, geht an die Baseler Kunsthochschule. Unwillkürlich fragt man sich: Schon sechs Jahre sind vergangen nach dem Riesenskandal, der ihrer Berufung vorausging?

Politisch intendiert: das Bauhaus in Dessau (Bild: Ursula Baus)

Dr. Claudia Perren, Vorstand und Direktorin Stiftung Bauhaus Dessau, Bauhausgebäude Dessau, 2016

Claudia Perren, von August 2014 bis März 2020 Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau (Foto: Franziska Sinn)

Damals, 2014, warfen sich der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stefan Dorgerloh, und Perrens Vorgänger Philipp Oswalt Illoyalität, Ignoranz und fachliche Inkompetenz vor. Perren war für Stefan Dorgerloh ein Mittel, um die hohen Wellen zu beruhigen. Das gelang zu gut: Perrens Bauhaus hat zu keiner einzigen irgendwie kontroversen Debatte der jüngeren Zeit einen erinnerlichen Beitrag geleistet, seien es Klimaschutz, ökologischer Umbau der Städte, Ausgleich zwischen Städten und Landgemeinden, Verkehrsplanung. Dafür hat Perren die – allerdings schon von Oswalt begonnenen – Schul- und Kindergartenveranstaltungen, öffentlichen Feste und ähnliche Mittel vorangetrieben, um das Bauhaus mit Dessau enger zu verbinden.

Das Bauhaus hätte Flagge zeigen müssen

Die in Berlin geborene Architektin hatte nach dem Studium in Berlin und New York seit 2006 in Sydney Architekturtheorie gelehrt – wobei ihr wissenschaftlicher Ausstoß bis heute überschaubar ist. Sie ist eher Organisatorin, effiziente Möglich-Macherin. Die Erinnerung an ihre Amtszeit wird also vor allem von drei Organisationsereignissen geprägt bleiben: Von dem anständig mit den sonst eisern konkurrierenden Institutionen wie dem Berliner Bauhaus-Archiv und dem Weimarer Bauhausmuseum veranstalteten Bauhaus-Jahr 2019; vom Bau und der Ersteinrichtung des Bauhausmuseums in Dessaus Stadtmitte und seiner wirklich brillanten Inszenierung der Sammlung als Studienmuseum. Und vom völligen Versagen der Bauhaus-Führung im Streit um das Konzert Feine Sahne Fischfilet. Perren verschloss das Haus aus Angst vor Nazi-Protesten. Ihre Begründung: Das Bauhaus sei eine unpolitische Institution.

Dabei war das historische Bauhaus eine politische Festung gegen die Feinde der demokratischen Weimarer Republik. Es hätte also Flagge zeigen müssen.

Andererseits: Diese Entpolitisierung des heutigen Bauhauses durch Perren war eine der zentralen Vorgaben der Landesregierung, war der Preis für die Unterstützung beim Bau des Museums und der Inszenierung des Bauhaus-Jahres. Die Folge war aber auch die Provinzialisierung einer Institution, die eigentlich auf weltweite Wirkung angelegt sein sollte.


(Der Beitrag erschien zuerst am 31. März 2020 in der Berliner Zeitung)