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Surrogate im Hinterhof – sie machen Defizite sichtbar, anstatt sie zu beheben. Bild: Christian Holl

Fragen zur Architektur (27): Abstraktion, Teil 2 | Ohne Abstraktion ist Architektur nicht denkbar, denn Architektur ist immer auch Medium und Zeichen, das verallgemeinert werden muss, um lesbar zu sein. Die Art allerdings, wie heute in der Regel in der Architektur abstrahiert wird, ist zu einer nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit geworden. Das ruft Kritik hervor. Doch so manche vermeintlichen Alternative ist im gleichen Dilemma gefangen, wie das, was kritisiert wird. Echte Alternativen gibt es aber auch. Sie arbeiten daran, wie wir Architektur anders als ein auratisches Objekt verstehen können.


Der erste Teil des Essays, er sich auf eine Spurensuche nach der Faszination des Abstrakten begab, ist hier zu finden.

Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass in Frankfurt eine Neue Altstadt errichtet wurde, die als Erfolg gewertet wird: Sie ist beliebt und wird rege von Einheimischen wie Besuchern aufgesucht. Sie kompensiert, so wird meist argumentiert, die Schwäche zeitgenössischer Architektur, die den Wunsch der Menschen nach Wärme oder Heimat oder Identität und was dergleichen schwammiger Begriffe mehr sind, nicht ausreichend berücksichtige. Die Altstadt heilt Wunden, kompensiert Bausünden, gibt der Stadt ihr Herz zurück, vom Recht auf Fachwerk war die Rede. Die aus der Geschichte geronnene Heimeligkeit 2.0 als eine Antwort auf die Moderne?

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Soziales Distinktion, keine Weltanschauung. Abstraktion ist Routine. Bild: Christian Holl

Wie man auch immer zu diesem Ensemble stehen mag, bemerkenswert ist in jedem Fall, was es als Defizit zu formulieren erlaubt – ob die Neue Altstadt das Defizit dann tatsächlich kompensiert, steht auf einem anderen Blatt. Tatsächlich ist es nicht nur in Frankfurt möglich auf die ubiquitäre Verbreitung von moderner Architektur in zu schimpfen, die „die Moderne“ auf einfache geometrische Formen im weißen Gewand reduziert – Dietrich Heißenbüttel etwa weist zurecht darauf hin, wie die fantasielosen weißen Kisten in einem Umfeld historisch bedeutender Häuser sich ausnehmen: als eine Störung, die ihrem Kontext in keiner Weise gerecht werden. Moderne Architektur ist hier zu einer Pose geronnen, die – im Sinne des Verständnisses von Armin Nassehi (1) – als performatives Zeichen keiner vertiefenden Reflexion oder Erläuterung mehr bedarf. Weiße Kiste gleich moderne Architektur: Sie zielt auf soziale Distinktion, die vermeintlich zeitlos Edles als Ausdruck gehobener Bildung und kulturellen Kapitals inszeniert. Und nicht nur kulturellen Kapitals; um ein Wohnen für ein Existenzminimum geht es hier nicht, im Gegenteil. Waren doch solche Formen einst entwickelt worden, um dem sich vom wohlhabenden Bürgertum zu distanzieren, das sich im historistischen Ambiente einrichtet hatte und sollte sie dem Anspruch Ausdruck verleihen, auch ärmeren Menschen eine würdige Behausung zu verschaffen. Heute aber sind sie Ausdruck von Reichtum. Weiß, glatt und schnörkellos: Abstraktion, die man sich leisten können muss, aber nicht mehr zu erklären braucht. Ob Wahrheit oder Objektivität (siehe hierzu den ersten Teil), spielt keine Rolle. Es ist eine Haltung, die den vermeintlich die Moderne repräsentierenden Gestus zum Ausdruck derer macht, die oben angekommen sind. Und dann finden sich noch die trostlos empfundene Massenwohnungsbauten unserer Tage, die ökonomisch durchrationalisiert in einer anderen Form und im anderen Maßstab ebenfalls das hervorbringen, was die weißen Kisten der Gutsituierten auszeichnet: glatte Flächen, einfache Geometrie, serielle Taktung – auch dies: keine Werbeveranstaltung.

Das Ideal: Unveränderlich

Dem ökonomischen Zwang steht die ungebrochene Attraktivität des Abstrakten als Ingrediens architektonischer Qualität gegenüber. Sie schließt das Satteldach und die Holzfassade ein, ohne den Grundkanon verlassen zu müssen. Damit endet allerdings die Ausweitung der Anwendungszone: Schon beim Dachüberstand wird es schwierig, Walm- oder gar Krüppelwalmdach gehen gar nicht. Die Welt der guten Architektur ist eine der Zeichen, doch in ihr werden keine sozialen Fragen gestellt – Qualität wird als von den Fragen des Sozialen unabhängig verhandelt. Das könnte ein Grund dafür sein, warum abstrahierte Architektur nach der Übernahme in den Hochkulturkanon zu einer vermeintlichen Alternativlosigkeit geronnen ist, die sie nicht mehr zu einer zu begründenden Option sondern zu einer Notwendigkeit geworden ist und nicht mehr reflektiert werden muss. Aus Sicht der Privilegierten einschließlich derer, die den Qualitätsmaßstab setzen, ist damit gewährleistet, dass er für alle gelten sollte. (2)

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Die Grenzen zwischen architektonischem Anspruch und ökonomischem Zwang sind fließend. Abstraktion sichert Kontrolle über das Ergebnis. Bild: Christian Holl

Abstraktion ist damit in der Falle, die durch sie selbst gestellt wurde – sie schließt den Nutzer nur noch als einen Connaisseur ein. Als vermeintlich zeitlos, als platonischer Körper ist Architektur umso besser lesbar, je mehr sie Objekt ist und keiner Veränderung mehr ausgesetzt wird. Je perfekter sie die Klarheit des geometrischen Körpers sichtbar macht, desto mehr muss als Verlust empfunden werden, wenn diese Klarheit später – vom Banausen – beeinträchtigt wird: und je eher sie von vorne herein nahe an der Perfektion ist, desto weniger besteht eine Notwendigkeit, etwas zu ändern. Abstraktion ist so unter der Hand eine eingebaute Sicherung gegen die Veränderung, nachdem der Bau an den Nutzer übergeben wurde. Die Abstraktion der glatten Fläche und des präzisen geometrischen Körpers macht es schwer, eine Veränderung so durchzuführen, die nicht als eine solche sichtbar ist. Im besten Fall ist es die Addition, von der abstrahiert werden kann: Abstrakte Architektur ist eine, die die ungewollten Handlungen der Nutzer toleriert, weil sie sichtbar lässt, was ursprünglich gebaut worden ist. Damit wird nicht nur die Qualität von Architektur als einer, die sich in ihr als einem Einzelobjekt manifestiert, gefestigt, sie wird dadurch auch hervorgebracht. Gute Architektur ist ein identifizierbares, einzelnes Objekt in einem Zustand des keiner Korrektur mehr Bedürftigen, aber keine, die sich durch die Nutzung und ein prinzipiell nicht zu vollendendes Weiterbauen erst erfüllen könnte.

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Zeitschichten erzeugen eine Lebendigkeit, die nicht hergestellt werden kann – auch und gerade nicht durch Rekonstruktion. Bild: Christian Holl

Noch die Denkmalpflege steckt in diesem Dilemma, wenn sie die Frage beantworten muss, welcher Zustand nach mehreren Umbauten denn der ist, der unter Schutz gestellt werden soll – oft genug ist es dann der erste, als ob diese Ursprünglichkeit auch hier als das Maximum an Qualität erscheinen müsste. Ganz zu schweigen davon, dass eine aus der Geschichte gewonnene Vorstellung des idealen Stadtzustands als realisierte Version doch auch nur eine Wahrheit deklariert, die umso besser sichtbar wird, je mehr sie sich als überzeitlich richtige inszenieren lässt. Das Ideal gestattet keine Veränderung, ohne Schaden zu nehmen; und seine Teile auch nicht. Das gilt für die rekonstruierten Bauten (die so bleiben müssen, wie man sie errichtete, denn warum sonst hätte man sie genau so rekonstruieren sollen?), wie für die abstrahierte Form, die den historischen Typus als einen von Zufällen unabhängigen gerade deshalb repräsentiert, weil er so weit wie möglich auf verzierende Zutaten verzichtet. Insofern ist auch die Frankfurter Neue Altstadt Teil des Problems, das sie zu lösen vorgibt.



Kontrolliertes Produzieren

Es ist vor diesem Hintergrund nicht nebensächlich, wie Architektur produziert wird. Denn auch das begünstigt die Tendenz zur Abstraktion, die die Kontrolle über das Ergebnis sichert. In den zergliederten Abläufen und unter dem hohen ökonomischen Druck, unter dem sich das Bauen vollzieht, ist sowohl der Entwurf als auch das Detail am zuverlässigsten zu kontrollieren, das wenig Spielraum zur Gestaltung dem lässt, der mit der Ausführung beauftragt ist – er soll möglichst wenig falsch machen können. Hannah Arendt hat auf die große Gefahr dieses Verständnisses von Gestaltung hingewiesen: dass das herstellende Vermögen auf Spezialisten beschränkt wird, „Was zur Folge hat, dass die eigentlich weltorientierten Erfahrungen sich mehr und mehr dem Erfahrungshorizont der durchschnittlich menschlichen Existenz entziehen.“ (3)

netzwerkarchitekten, Darmstadt, Kunst am Bau: Heike Klusmann © 2016 by Jörg Hempel; www.joerg-hempel-co

Ergebnis der Zusammenarbeit von Künstlern, Architekten, Ingenieuren: Die Wehrhahn-Linie in Düsseldorf. Architekten: netzwerkarchitekten; Kunst: Heike Klusmann, Ingenieure: Schüssler-Plan. Zurzeit zu sehen in der Ausstellung „In-Between. Heike Klussmann“ in der Stuttgarter architekturgalerie am weißenhof. Im Bild: Station Pempelforter Straße, Heike Klussmann, Foto: Jörg Hempel

Wenn man mit der Situation, die sich daraus für das heutige Bauen ergibt, zufrieden ist, könnte man es dabei belassen. Zweifel sind angebracht. Nutzer, die nichts ändern sollten, der Handwerker, der keine eigene Kompetenz über die der perfekten Ausführung hinaus einbringen darf, der Fachplaner und Landschaftsarchitekt, der zu berechnen und zu begrünen hat, was der Architekt entworfen hat, das Leiden des Entwerfers an den Zubauten und Zutaten, die der Nutzer dann irgendwann doch veranlasst – das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die erfreulich häufig zu findende Zusammenarbeit von Fachplaner und Architekten im frühen Entwurfsstadium ist ein Schritt, dieses Defizit zu überwinden. Die Wehrhahn-Linie in Düsseldorf, jüngst vom BDA ausgezeichnet, zeigt exemplarisch, wieviel anders auch räumlich vermeintlich profane Bauten wie Stationen einer U-Bahn aussehen können, wenn, wie in diesem Fall Künstler, Architekten und Ingenieure früh zusammenarbeiten.


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Neu-Interpretation und Umdeutung des Bestands als Alternative zu Abriss und Neubau. Österreichischer Platz, Stuttgart, eine Initiative des Vereins Stadtlücken. Bild: Stadtlücken e.V.

Eigentlich ist aber eine grundlegende Änderung dieser Lage nur dann zu erwarten, wenn die Vorstellung aufgegeben wird, dass gute Architektur am besten durch das Objekt repräsentiert wird, das so wenig wie möglich geändert werden müsste und den Höhepunkt seiner Qualitäten erreicht hat, bevor sie genutzt wird. Anzeichen dazu lassen sich ausmachen. Die neue Form des Ephemeren, die in den Städten Leerräume besetzt und auf Zeit nutzt, ohne eine vorläufig endgültige Form der Dauernutzung als Basis annehmen zu müssen. Sie zeigt, welcher Art das Verständnis von Raum sein kann, wenn er stets neu durch dem aktuellen Bedürfnis angemessenen Handlungen und Ereignissen konstruiert wird. Es wird gerade dadurch möglich, dass sich Nutzungen ändern, zeigt aber auch, dass deswegen nicht sofort abgerissen und neu gebaut werden muss, um die Illusion der tatsächlich endgültigen Lösung erneut aufzurichten und damit genau diese Aktionen zu unterbinden, die sich dieser Illusion nicht verpflichten wollen oder können.

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Die sechs Bände von Oda Pälmke: Repertoire. (Bild: Oda Pälmke)

Oda Pälmkes kürzlich veröffentliche Serie Repertoire zeigt in ihren sechs Bänden, wie im vermeintlich minderwertigen Bestand außerordentliche Qualitäten zu finden sind, wenn man sie mit einer anderen Haltung und einer Bereitschaft betrachtet und untersucht. Dann wird das Bestehende in seiner ganzen Überlagerung von Zufällen und Einzelentscheidungen zum potenziellen Ausgangsmaterial von Entdeckungen, Fiktionalisierungen und eigener Erfindungen. (4)

Eike Roswag-Klinge vertritt in der Lehre wie in den Arbeiten seines Büros ZRS die Haltung, dass es nicht allein auf die Ergebnisse, sondern auch auf die Prozesse ankommt. Sein Credo, dass alte Techniken des klimaangepassten Bauens aktiviert werden müssten, dass ein solches von den Menschen auch selbst ausgeführt werden können, das beispielsweise eine Torfremise wie in der Vergangenheit auch ab- und wiederaufgebaut werden kann, verbindet ein technikarmes ökologisches Bauen mit dem einer durch seine Unmittelbarkeit der Konstruktion und des Materials zugänglichen Architektur – freilich um den Verzicht der Signatur: Solche Bauten sind nicht mehr vom Entwerfer als dessen originales Werk, das über dem aller anderen am Bau Beteiligten steht.



Abstraktion als Option

Schon Hermann Czech war ja einer jener Architekten gewesen, der wie sein Vorbild Josef Frank gute Architektur nicht in einer abstrakten Architektursprache verwirklicht sah: Architektur solle zufällig wirken, beiläufig. Architektur dürfe sich seiner Ansicht nach nicht als als Kunstwerk oder gar als Gesamtkunstwerk verstehen, weil das den Nutzer entmündige und Gestaltung diktatorisch werden lässt. Sie entmündigt ihn ebenso wie eine Entwurfspraxis, die darauf abzielt, Atmosphären zu schaffen, die den Rezipienten rühren sollen – womit auch die Frankfurt Altstadt eingeschlossen werden dürfte.

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Das anonyme Bauen von heute: Einfamilienhäuser. Hier überlagern sich soziale Netzwerkarbeit, Selbstwirksamkeit und kollektive Vorstellungen. (Bild: Christian Holl)

Das in den 1960er und 70er Jahren populäre „Anonyme Bauen“ muss nicht auf das von indigenen Völkern und regionalen Eigenheiten einer Baupraxis der Zeit vor der Industrialisierung verstanden werden. Wir hatten bereits auf die den Einfamilienhäusern gewidmete Ausgabe der Zeitschrift für Kulturwissenschaften hingewiesen, in der die Herausgeberinnen Sonja Hniica und Elisabeth Timm Einfamilienhäuser als heutige Form anonymen Bauens zu verstehen vorschlagen; (5) in der gleichen Ausgabe hatte Jonathan Voges darauf verwiesen, das das Umbauen und Handwerkern am Haus nicht nur eine Form der Aneignung, sondern auch die der Performance eigener Qualitäten ist („Originalität, Kreativität, Begabung, Geschicklichkeit, Sachverstand, Fleiß, Ausdauer“), das zu negieren nur bedeutet, wichtige soziale Aspekte des Umgangs mit Architektur schlicht nicht anzuerkennen. (6)

Es sei in diesem Zusammenhang auch an die 1969 erstellte und 1971 auf deutsch erschienene Studie über die Siedlung Pessac von Le Corbusier von Philipp Boudon verwiesen, in der untersucht wird, ob der Umgang der Bewohner mit den Corbusier-Häusern ein Ausdruck des Scheiterns der architektonischen Idee ist. Zwar haben von Boudon interviewte Architekten „zu keinem Zeitpunkt (…) den Misserfolg von Pessac in Frage gestellt.“ Die Bewohner hatten freilich eine völlig andere Sicht der Dinge: Sie werteten es gerade als Qualität, da „die Leute ihre Wohnungen ja gerade nur deshalb so ,verändern und persönlicher gestalten‘ konnten, wie sie es getan haben, weil die Architektur ihnen die Freiheit dazu gelassen hat.“ (7)

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Es würde die guten Beispielen aufwerten, wenn Abstraktion wieder eine Option, aber keine Notwendigkeit wäre. Josefine-Kramer-Haus in Tettnang von bauechlemeid, Konstanz, 2014. Bild: Christian Holl

Ein Zugang zu einem Verständnis von Architektur bietet die Akteurs-Netzwerk-Theorie Bruno Latours, die den Gegenständen die Qualitäten von Subjekten insofern zuschreibt, als sie unsere Handlungen bestimmen, leiten und ermöglichen und sich darin aktiv, wie Subjekte verhalten. (8) Soweit muss man nicht gehen – entscheidend ist, dass es dabei nicht darum geht, zu einer wie auch immer verstandenen „Natur“ als einem vom Menschen unabhängigen Gegenüber und ihm Äußerlichen durch Aneignung einen Beziehung aufzubauen, sondern sie als Teil der eigenen Person deswegen anzuerkennen, weil sie bestimmend eingebunden sind in das Netzwerk unserer Handlungen, durch das wir uns als Person erst verstehen können. Das heißt, dass der Mensch und sein Handeln ein Teil in einem Zwischenraum der Beziehungen zu anderen Menschen und Dingen agiert, die auch mit charakterlichen Eigenheiten verstanden werden dürfen, die sich als die berühmte Tücke des Objekts (Friedrich Theodor Vischer) äußert. Es gälte demnach einfach, diese Tücken als Teil von dem zu verstehen, was wir in unserern Handlungen ebenso wie im Umgang und im Entwerfen und Erstellen von Architektur zu verstehen. Architektur ist darin Teil einer Einheit, die dazu dient, soziale Beziehungen zu organisieren, zu festigen, aufzubauen. Das erlaubte auch Architektur in toto wie in seinen Teilen als eigenständige Elemente zu entwerfen, die wir entwerfen und entwickeln können, aber darin ein Angebot zu sehen, das es erlaubt, dass sie einen Kontext mit anderen Dingen und Subjekten gesetzt werden und dabei ihr nicht vorhersehbares Eigenleben entfalten dürfen.

Gute Architektur kann dann weiterhin einzelnes Objekt mit hohem Abstraktionsgrad sein – aber es müsste nicht mehr die Notwendigkeit dazu bestehen. Es wäre ein Gewinn – auch gerade für die Option zur Abstraktion. Sie könnte wieder als sinnhaltig gedeutet werden.


(1) Armin Nassehi: Gab es 1968? Eine Spurensuche, Hamburg 2018; hier insbesondere die Seiten 189-196
(2) Das er es nicht tut, ist eine andere Geschichte. Hier erweist sich aber, was Andreas Reckwitz lapidar ausdrückt: Es gibt eine Klassenblindheit der Privilegierten. Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten, Berlin 2018, S. 360.
(3) Hannah Arendt: Vita Activa oder vom tätigen Leben. München/Berlin 2016 (Original 1967), S. 412
(4) Oda Pälme: Rerpertoire. Nr. 1–6, Zürich/ Berlin 2018.
(5) Sonja Hnilica und Elisabeth Timm: Das Einfamilienhaus als neue anonyme Architektur; in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 1/2017, Bielefeld, S. 15-28
(6) Jonathan Voges: „Mit Geschmack und wenig Geld“ – Heimwerken als Aneignungspraxis des Einfamilienhauses von den 1950ern bis in die 1980er Jahre. ebd., S. 97–115
(7) Philippe Boudon: Die Siedlung Pessac. Vierzig Jahre Wohnen à Le Corbusier. Reihe:Bauwelt Fundamente 28. Bertelsmann-Fachverlag 1971; siehe hierzu auch das Kapite über Henri Lefebvre in:  Klaus Ronneberger: Peripherie und Ungleichzeitigkeit.; S. 61-99
(8) Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Frankfurt am Main 2010 (2007)