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Ningbo Museum, China, Amateur Architecture Studio, 2008 (CC BY-SA 3.0, Siyuwj)
Das Referenzieren hat wieder Konjunktur – oder besser gesagt, offenzulegen, wie unterschiedliche Referenzen in den Entwurfsprozessen moderner Architektur verarbeitet werden. Die Medien spielen dabei von je her eine Rolle – und auch die Strategien bei der Verwendung von Referenzen variieren, früher wie heute.

Mit der weitreichenden Pluralisierung von Stilformen und der Globalisierung der modernen Architekturproduktion ist es populärer denn je, sich zu Vorbildern, Bezugsbildern oder Abbildern des Entwerfens zu bekennen. Weiter befördert wird das durch das Übermaß an Bildern, die in digitaler Form und über das Netz in der Welt sind. Der Schweizer Architekturhistoriker Martin Steinmann gibt in einem Gespräch über eben diese „Pinterest-isation“ (1), die webbasierte Bildersammelei, zwei Gründe für die Verarbeitung von Referenzen an: Einerseits sei das „Aufnehmen von Bildern, die eine bestimmte Bedeutung evozieren“ eine Arbeitspraktik, andererseits sei es ein „Aufschneiden damit, was man alles kennt“. (2) So verkehrt sich der einstige (vermeintliche) Makel des Referenzierens in einen Nachweis von Gebildetheit der Entwerferinnen und Entwerfer, taugt offenbar sogar zur Distinktion von Meisterschaft zu Mittelmaß.

Der gegenwärtige Umgang mit Referenzen wird dabei ganz auf die Ebene des Bildes gedrängt, wo er allerdings nicht verharren sollte. Denn ebenso aufschlussreich sind die Strategien der Verwendung, die Art der Verarbeitung, also die Formen der Transformation, sowie die Praktiken und Werkzeuge, die das Referenzieren ausmachen. Als ein Entwurfs-Vorgehen, das zurück oder zur Seite blickt, um nach vorne zu entwickeln, kann es als Teilbereich des Weiterbauens angesehen werden. Dabei zeigt sich die Entwurfspraxis mit Referenzen als bisweilen sehr subjektives Spiel, quer durch die Jahrhunderte und über alle möglichen Bautypen hinweg.

Vorbilder und ihre Medienformen

Im Folgenden sollen einige Vorgehensweisen dieses Weiterentwerfens und Weiterbauens näher betrachtet werden: zunächst indem Medienformen erläutert werden, die es erlauben, historische Vorbilder in die heutige Arbeitspraxis zu holen, und danach in der beispielbasierten Erläuterung von vier Strategien des Weiterentwerfens.

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Rom. Einst selbstverständliches Ziel der Architektenreise. Das Kolosseum in einem Gemälde von Bellotto (1721-1780) (Bild: Public Domain)

Austauschformate, also Medien, sind zum Beispiel die Architektenreise, die Spolie und die Fotografie. Eine Architektenreise dient oftmals der Aneignung der Bauhistorie und befördert die aktive Verarbeitung und Transformation von Vorbildobjekten. War die Architektenreise, in früheren Jahrhunderten die Grand Tour, ein klassisches Bildungsmittel, um Anschauung zu praktizieren, so bestand zugleich die Möglichkeit, die Daheimgebliebenen, etwa Studenten oder die Bauherrschaft, zu informieren. Dazu dienten Mappenwerke mit beeindruckenden Stichen und Reisezeichnungen, Itinerare oder literarische Verarbeitungen, bis im 19. Jahrhundert das neue Medium der Fotografie diese Rolle übernahm. Die Architektenreise hat das Entwerfen und das Weiterbauen weltläufiger werden lassen. Allerdings war sie nicht nur eine Möglichkeit, Erfahrungen des Anderen, Neuen und Fremden einzuholen, sondern auch immer ein mächtiges Mittel, um bestimmte Architekturvorstellungen zu verbreiten, zu etablieren oder zu kolonialisieren.

Rem Koolhaas hat diese Geste in der Gegenwart quasi zur unverzichtbaren Kulturtechnik der Architektur gefestigt. Bereits 1995 hat er das Reisen als Grundverfasstheit und damit als wesentlichen Aspekt der Globalarchitektur in seinem Buch „S, M, L, XL“ mit einer ikonischen Grafik, dem „Travel Behavior“ (3) seines Office for Metropolitan Architecture, belegt. Heute werden auf der Website des Büros selbstverständlich die Projekteinträge auf einer Weltkarte visualisiert – der Reisezweck ist dabei nicht mehr der wissensdurstige Blick in die Ferne, die Suche nach dem inspirierenden Andern, sondern die Missionierung desselben.

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Spolien im Innenhof des Schlosses Glienicke, Berlin-Wannsee. (Bild: Eva Maria Froschauer)

Das zweite Beispiel, Referenzen aufzuschließen und diese für das Weiterentwerfen zu nutzen, ist die Verwendung von Spolien. (4) Ähnlich der Reise ist die Spolie ein Austauschmedium seit der Antike bis heute. (5) Sie ist mit der Reise überdies verknüpft, da die Spolie bisweilen dazu diente, das gute Vorbild zu Anschauungszwecken mitzubringen – ein Medium, dessen man regelrecht habhaft werden kann und wodurch Wiedereinbauen unmittelbar Weiterbauen bedeutet. Die moderne Spolienforschung sieht die Praxis der Wiederverwendung, Neukontextualisierung und damit Neubewertung von historischen Bauteilen nicht mehr nur als ein antikes Phänomen an, sondern verwendet den Begriff längst für die vergleichbare Praxis in der modernen Architektur. (6) Bauteil- und Materialrecycling (7) werden heute im Sinne eines nachhaltigen Verwendungskreislaufs gesehen und bringen beispielsweise Initiativen hervor wie Rotor in Brüssel, eine 2005 gegründete Kooperative von Entwerfern, Praktikerinnen und Wissenschaftlern, die unter anderem ausgebaute, nicht mehr benötigte Bauteile aller Art in den Entwurfsprozess integrieren. (8)

Das letzte hier angesprochene Medium, die Fotografie, verweist auf die Übermacht digitaler Bilder als Anschauungsmaterialien des Entwerfens. Images aller Art liegen in unendlichen Mengen tatsächlich und metaphorisch gesprochen auf den Schreibtischen der Gegenwart, und oft ist den Betrachtenden, den Entwerfenden gar nicht klar, dass und wie sie wirken. Selbst dann, wenn vorgegeben wird, referenzfrei zu arbeiten, prägen sich Bilder ein und werden zum wahrscheinlich wichtigsten Referenzobjekt des Weiterbauens unserer Tage. Und längst ist es nicht mehr ein dem Architekturmachen zugehöriges Vorgehen, mögliche Vorbilder oder Abbilder, möglicher Anlehnungs- oder Ableitungsobjekte, zu verschleiern oder nicht zu nennen. Ganz im Gegenteil, das Explizitmachen, das bewusste Nennen und Sichtbarmachen des vorbildlichen Materials ist das neue „Bildhandeln“ im Entwerfen. (9)

Verfahren des Weiterentwerfens

Es werden nun vier Vorgehensweisen dargestellt, die ein weiterdenkendes und abhängiges Entwerfen beschreiben, das zugleich die Handhabung der Substanz miteinschließt: Zitation, Variation, Paraphrase und Appropriation. (10)

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Lichthof des John Soane Museums. (Bild: Public Domain)

Zitation
Das Zitat in der Architektur wird entweder gemäß den Systemen Schrift und Sprache angewandt oder, wie viele Aussagen im Kontext des Entwerfens, unscharf genutzt. An dieser Stelle soll besonders den wörtlichen, damit unveränderten, kenntlich gemachten Einschluss einer vorhandenen Aussage abgehoben werden.
Ein Beispiel der Geschichte ist das 2004 rekonstruierte sogenannte Architektur-Pasticcio, das im Monument Court des John Soane’s House (seit dessen Tod 1837 öffentliches Museum) in London steht. Der kleine Innenhof des Museums ist mit Fragmenten der Architekturgeschichte ausgestattet, und dabei ist die Idee des Zitates regelrecht auf die Spitze getrieben, indem Kapitelle und andere Bauelemente auf groteske Weise zu einem zehnstöckigen Totem-Pfahl der Baugeschichte gestapelt sind. Gemäß Soane sollte dies die Entwicklung und den Fortschritt der Welt-Architektur demonstrieren. (11) Das Pasticcio ist ein weitgehend zweckfreies Demonstrationsobjekt, während das folgende Beispiel den direkten Einbezug einer bereits vorhandenen Aussage – ganz im Sinne einer Spolie – leistet. Die zitierende und damit materiale Weiternutzung von Architekturelementen geschieht hier ob ihrer symbolischen Aussage und ebenso aufgrund ihrer Funktion.

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Zitat als Entwurfsstrategie, Klostergarten im Münchner Lehel, Hild und K Architekten, 2009. (Bild: Michael Heinrich)

Für die Wohnanlage am Klostergarten im Münchner Lehel (2004–2009) haben Hild und K Architekten Elemente des am Ort teilweise abgebrochenen neuromanischen St. Anna Klosters in den Neubau integriert. Mit den fünf wiedergenutzten Gewänden und doppelten Mauerwerksbögen verweisen die neuen Fenster heute noch auf jene des ehemaligen Refektoriums. Das bauliche Zitat fordert den umgebenden Neubau allerdings heraus, sowohl damit, wie die historische Substanz als Masse aufzunehmen ist als auch in der Art, wie alte und neue Fensterbauhöhen gut zueinander finden. (12) Letzlich also, wie ein solches Zwitterwesen überhaupt zu verstehen ist. So fragte sich die Architekturpresse etwas ratlos zur Fertigstellung des Baus 2009: „Neubau? Altbau? Umbau?“ (13) Hild und K Architekten sind geübt in der Entwurfspraxis des „Weiterschreibens“ (14), verstehen sich nicht als Rekonstrukteure und können auch mit der Kritik umgehen, dass dies keine übliche Vorgehensweise zeitgenössischer Denkmalpflege sei, oder wie der Architekturtheoretiker Ulrich Schwarz schreibt: „Ihre architektonische Praxis besteht seither aus einer hochentwickelten Hybridtechnik.“ (15) Den nicht unerheblichen Aspekt, dass Zitate eigentlich eine Quellenangabe benötigen, konterkarieren sie, indem sie Autorenschaft in der Architektur durchaus anzweifeln, folgert Schwarz weiter. (16)

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Zwei Entwürfe für die Friedrichwerdersche Kirche von Schinkel – als klassizistische und als neogotische Variation. (Bilder: Europeana Collection, CC BY-NC-SA; links >>>, rechts >>>)

Variation
Bleibt die Variation im Entwurfsprozess auf der Ebene der Zeichnung, dann versteht man darunter das Herstellen vieler Skizzen

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Saniertes Hochhaus der Hochschulde Darmstadt, Staab Architekten, 2011. Ansocht von Nordosten. (Bild: LSDSL, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons)

oder Pläne mit dem Ziel, am Ende die beste Lösung zu finden – bisweilen liegt im variierenden Suchen auch ein Scheitern. (17) Doch erfasst diese Strategie nicht nur das Produzieren von Alternativentwürfen, sondern auch von Varianten ganzer Gebäude.

Ein berühmtes Beispiel der Baugeschichte ist Karl Friedrich Schinkels Entwurfsweg zur Friedrichswerderschen Kirche in Berlin-Mitte. Er begann mit einem Gegenentwurf zu einem bereits bestehenden und legte 1821 die Version eines römischen Tempels mit korinthischen Säulen samt einem Campanile vor. Nach Ablehnung durch den Regenten entwarf Schinkel 1823/24 eine klassizistische Wandpfeilerkirche, ehe eine Variante im „antikisierenden Gotikstil“ 1829/30 zur Ausführung kam. (18) Schinkels Meisterschaft im Umgang mit immer neuen Entwurfsvorstellungen des Bauherrn zeigte sich in den Variationen und darin, dass er diese nicht als minderwertige Lösungen verstand und selbstverständlich publizierte. (19)

Ein großer Zeitsprung in die Gegenwart zeigt, die Variation funktioniert auch synchron an einem Bauwerk. Staab Architekten wandten dieses Instrument für die Grundinstandsetzung des sogenannten Hochhauses C10 der Hochschule Darmstadt (2011) an. Dabei ging es um die Neuinterpretation einer typischen Rasterfassade der 1960er Jahre, die nicht völlig verschwand, sondern baulich ertüchtigt wurde und in vier Varianten weiterwirkt. Für jede Himmelsrichtung entwickelten Staab Architekten ein anderes Konzept, das auffälligste moduliert die Südfassade mit Hilfe von dreidimensionalen Sonnenschutzblenden neu und bezieht sich trotzdem auf das alte Raster. Muck Petzet und Florian Heilmeyer bezeichnen ein solches Vorgehen als „Redesign“ (20).

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Alter und neuer Teil des Friedhofs San Cataldo in Modena. (Bilder: Sergius08, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, oben; Massimo Alberici, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, unten)

Paraphrase
Gemäß der Rhetorik erzählt eine Paraphrase nach, aber sie schreibt nicht gänzlich um. Sie verdeutlicht und interpretiert einen Inhalt bei gleichbleibendem Sinn. Für die Architektur genommen bedeutet dies: Der Ursprungsbau bleibt sichtbar, doch erzählen die Nachschaffenden den Gegenstand mit ihren Mitteln neu. Dabei verbindet das wesentliche Werkzeug der Paraphrase – nämlich das „das heißt“ – die erste Erzählung mit der zweiten. Beim paraphrasierenden Entwerfen und Bauen ist interessant zu beobachten, wie hoch der Veränderungsgrad zwischen den Erzählungen ist. (21) Ein Beispiel der Geschichte, bei dem Erzählung und Nacherzählung unmittelbar nebeneinanderstehen und gegenseitig aufeinander verweisen, ist Aldo Rossis und Gianni Braghieris Erweiterung des historischen Friedhofs San Cataldo in Modena (1971 bis 1976). Alt- und Neubau sind in ihrer umfassenden Geste aufeinander bezogen und erklären sich dabei gegenseitig. Die Gebäudetypologie wird weitererzählt, die strenge und gebundene Form eines italienischen Friedhofs erfährt in der Interpretation der 1970er Jahre noch einmal eine Essenziierung. Umso verwunderlicher ist es, dass in Publikationen über San Cataldo der historische Bau oft nicht gezeigt wird.

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Leitmotiv Paraphrase, Gropius-Haus in Dessau, Bruno Fioretti Marquez, 2014. (Bild: Christian Holl)

Mit Unschärfe argumentiert der Fall der 2014 vom Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez fertiggestellten Rekonstruktion des Direktorenhauses unter den Dessauer Meisterhäusern. Wobei es sich bei der Wiederherstellung des Gropius-Hauses mit seiner langwierigen Vorgeschichte nicht um eine originalgetreue Rekonstruktion handelt, sondern vielmehr um eine Nacherzählung, der das Original abhanden gekommen ist und die aus der Erinnerung das Bild neu wachzurufen sucht. Damit begründen Bruno Fioretti Marquez Architekten ihre Entwurfsentscheidung damit: „Jede Erinnerung lebt von Ungenauigkeit und Unschärfe.“ (22) Letztlich ist ein scharfgezeichneter Bau entstanden, der aufgrund des verlorenen Originals zugleich abstrahiert und zuspitzt. (23) Das ehemalige Direktoren-Haus wird in seiner Kubatur, seinen Einschnitten und Öffnungen nacherzählt und darüber hinaus im Inneren durch die Oberflächenbehandlung des Künstlers Olaf Nicolai neu interpretiert.

Appropriation
Diese Strategie eignet an, sowohl immateriell als auch materiell. Sie darf weit mehr als die Zitation, welche die Quelle wahrt, oder die Paraphrase, die entlang des Originals nacherzählt. Indem die Appropriation das vereinnahmte Ausgangsmaterial kopiert und collagiert, verfremdet und manipuliert, wird dieses umgeformt und zu einem neuen Original verarbeitet.

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Appropriierendes Entwerfen, Ningbo Museum, China, Amateur Architecture Studio, 2008 (Siyuwj, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons)

Die Erhaltung oder besser Belebung eines verlorenzugehen drohenden Kulturbegriffs über das Mittel der Appropriation zeigt der monumentale Bau des Historischen Museums der chinesischen Stadt Ningbo (2008). Das auffälligste Merkmal des Gebäudes ist neben seinem festungsartigen Auftreten die Kombination des nackten Betonbaus mit vorgefundenen Materialien, wie Naturstein, Ziegel, Dachplatten und vielem mehr, woraus eine äußerst lebendiges, geschichtstragendes Fassadenbild entstanden ist. Amateur Architecture Studio, schuf mit dem Museumsbau eine eindrückliche Verbindung von Alt und Neu als „collage of the past“ (24). Darüber hinaus hinterließen sie ein Statement zu den Bedingungen, unter denen der Bau entstand: Für ihn wurden dörfliche Strukturen dem Erdboden gleichgemacht. Auf diese Weise und über die Einbindung lokaler Handwerker fanden die Geschichte und das Verlorene eine neue Würdigung.

Mit der Kultivierung der Wand und des Ziegelsteins hat auch ein Projekt von Amunt Architekten aus den Jahren 2010/11 zu tun: ein Aachener Reihenhaus, das über eine auf den ersten Blick provisorisch und laienhaft wirkende „Addition“ (25) erweitert wurde. In Wahrheit handelt es sich dabei um eine detailgenau vollzogene und inszenierte Störung, die gleichzeitig eine Vereinnahmung von Bauform und Material darstellt. Amunt begründen ihre Entwurfshaltung mit der Anlehnung an Alltagskulturen des Bauens und mit ihrer beständigen Suche nach Referenzen, die sie beispielsweise fotografisch dokumentieren. (26)

Mit diesem letzten Hinweis auf die Fotografie schließt sich der Kreis von den Verfahren und Strategien zur Verarbeitung historischer Referenzen in der zeitgenössischen Architektur zurück zu den zeitlosen Medienformen des Anspielens und Weiterentwerfens. Einer der bemerkenswertesten Aspekte dabei bleibt die Frage nach dem Grad der notwendigen Verdauung der – wie weit auch immer zurückdatierenden – geschichtlichen Grundlagen des Weiterbauens. Egal wie intensiv der Verstoffwechslungsprozess dabei vonstattengeht – um bei der Metapher zu bleiben – allein das erfolgreiche Aufspalten und Verwerten des Gegebenen schafft die Energie, um dem Neuen eine kraftvolle Aussage zu verleihen.


Der Text ist eine gekürzte Fassung des gleichnamigen Beitrags der Autorin für den Band „Vom Wert des Weiterbauens“, herausgegeben von Eva Maria Froschauer, Werner Lorenz, Luise Rellensmann und Albrecht Wiesener. Birkhäuser, Basel 2020. Weitere Information >>>
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeberschaft und des Verlags.

Wolfgang Bachmann hat das Buch rezensiert >>>


(1) T. Joanelly / R. Züger: Pinterest-isation, Editorial: werk, bauen + wohnen 4, 2018, S. 1.
(2) M. Steinmann / T. Joanelly / R. Züger (im Gespräch): Entwurf und Referenz. Bilder verdauen, werk, bauen + wohnen 4, 2018, S. 10–17, hier S. 13.
(3) OMA, R. Koolhaas, B. Mau: S, M, L, XL (New York 1995) S. xiii.
(4) H.-R. Meier, Spolien (Berlin 2020).
(5) Vgl. R. Brillant / D. Kinney (Hg.): Reuse Value. Spolia and Appropriation in Art and Architecture from Constantine to Sherrie Levine (London 2011).
(6) Vgl. H.-R. Meier: Rückführungen. Spolien in der zeitgenössischen Architektur, in: S. Altekamp / C. Marcks-Jacobs / P. Seiler (Hg.): Perspektiven der Spolienforschung 1. Spoliierung und Transposition (Berlin 2013), S. 333–349.
(7) M. Petzet / F. Heilmeyer (Hg.): Reduce. Reuse. Recycle. Ressource Architektur. Deutscher Pavillon 13. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia 2012 (Ostfildern 2012), Abschnitt „Materialrecycling“, S. 168‒183.
(8) M. Ghyoot / L. Devlieger / L. Billet / A. Warnier / Rotor: Déconstruction et réemploi. Comment faire circuler les éléments de construction (Lausanne 2018).
(9) E. M. Froschauer: Bildhandeln der Architektur. AFFs Fotosammlung als Strukturgerüst der Ideen, Vorzeichnung des Entwerfens und Merkzettel des Vermittelns, in: AFF Architekten (in Vorbereitung 2021).
(10) E. M. Froschauer: Entwurfsdinge. Vom Sammeln als Werkzeug moderner Architektur (Basel 2019), S. 155–175.
(11) T. Knox: Sir John Soane’s Museum, London (London 2009), S. 63.
(12) Petzet / Heilmeyer 2012, S.178–181.
(13) BauNetz, 16. Juli 2009: Spolien im Lehel. Wohnanlage in München fertig >>>
(14) Petzet / Heilmeyer 2012, S. 178.
(15) U. Schwarz: Transformation und Poesie, in: Hild und K Architekten: Hild und K (Luzern 2011), S. 6-13, hier S. 7.
(16) Ebd., S. 12.
(17) Froschauer, 2019, Abschnitt „Versioning“, S. 174–175.
(18) B. Maaz (Hg.): Die Friedrichswerdersche Kirche. Schinkels Werk, Wirkung und Welt (Berlin 2001), S. 43–50.
(19) K. F. Schinkel: Sammlung Architektonischer Entwürfe, enthaltend teils Werke, welche ausgeführt sind, teils Gegenstände, deren Ausführung beabsichtigt wurde (Berlin 1858).
(20) Petzet / Heilmeyer 2012, S. 142–145.
(21) Froschauer 2019, Abschnitt „Paraphrase“, S. 168–169.
(22) Gespräch „Die unscharfe Moderne. Meisterhäuser in Dessau wieder vollständig“. Stiftung Bauhaus Dessau 2017, S. 259.
(23) Ebd., S. 260.
(24) M. J. Holm et al. (Hg.): Wang Shu. Amateur Architecture Studio (Zürich 2017), S. 21.
(25) Petzet / Heilmeyer 2012, S. 158–161.
(26) Ebd., 162–165; Monografische Veröffentlichung zu Amunt Architekten, 2G. International Architecture Magazine 75, 2017, S. 142–143.